Universität Erfurt

Internationale Tagung: „Aufsätze als Medien der Charakterbildung und Menschenführung in der Spätaufklärung“: Pressemitteilung Nr.: 73/2015 - 19.06.2015

Turmsaal der Forschungsbibliothek Gotha

Unter dem Titel „Aufsätze als Medien der Charakterbildung und Menschenführung in der Spätaufklärung“ findet vom 25. bis 27. Juni 2015 eine internationale Tagung des DFG-Forschungsprojekts „Illuminatenaufsätze im Kontext der Spätaufklärung. Ein unbekanntes Quellenkorpus“ in der Forschungsbibliothek und dem Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt statt. Die Tagung wird von Dr. Markus Meumann und Dr. Olaf Simons vom Forschungszentrum Gotha geleitet.

Der 1776 gegründete Illuminatenorden verfolgte das Ziel, Gesellschaft und gegenwärtige Herrschaftssysteme durch die vollkommene Aufklärung seiner Mitglieder im Geheimen zu verbessern, wenn nicht gar obsolet zu machen. Um dies umzusetzen, sollten die Mitglieder nach den Vorstellungen des Ordensgründers Adam Weishaupt erst nach und nach an die Absichten des Ordens herangeführt werden und diese dabei gleichsam selbst entdecken, um sie schließlich für ihre eigenen zu halten. Wichtigstes Mittel dazu waren neben dem geheimen Gradsystems des Ordens die sogenannten Pensa – Aufsätze, die die Mitglieder zu bestimmten Themen verfassen und in denen sie ihre „Denkungsart“ offenbaren sollten. Doch nicht nur die Illuminaten ließen ihre Mitglieder Aufsätze schreiben – auch andere Geheimbünde sowie wissenschaftliche Akademien und gelehrte Gesellschaften kannten die Praxis des Redens und Schreibens zu vorgegebenen Themen. Zugleich generierten Preisfragen eine oft lebhafte Produktion von kürzeren oder längeren Antworten, die separat, in Zeitschriften oder in Sammelbänden publiziert wurden.

Das Tagungsprogramm reflektiert die vielfältigen Ursprünge der von den Veranstaltern am Beispiel des Illuminatenordens beobachteten sozialen Praxis des Aufsatzschreibens und nimmt zugleich parallele Entwicklungen im Schulunterricht, in religiösen Gemeinschaften wie der Herrnhuter Brüdergemeine, in Freimaurerlogen und Geheimbünden in den Blick. Kategorien wie der „Besinnungsaufsatz“ zeigen, dass diesem Medium bis heute eine ähnliche Kraft zugetraut wird, auf das Individuum einzuwirken, wie in der Hochphase der uns interessierenden Praxis Ende des 18. Jahrhunderts. Ziel der Konferenz ist es somit, die heute jedermann aus dem Schulunterricht vertrauten Verfahren des Aufsatzschreibens mit einem interdisziplinären Zugriff und unter Einbezug renommierter Fachwissenschaftler/innen aus dem europäischen Ausland und den USA erstmals umfassend in den Blick nehmen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Funktion des Aufsatzes in der Kommunikation zwischen denjenigen, die Themen stellen, und denen, die sie – immer auch mit Blick auf eine mögliche Öffentlichkeit – für sich bearbeiten.

Zur Tagung, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Ernst-Abbe-Stiftung gefördert wird, werden 16 Referenten aus dem In- und Ausland erwartet. Das Programm finden Sie im Internet unter:
www.uni-erfurt.de/fileadmin/user-docs/FGE/Veranstaltungen_2015/Flyer_Tagung_Aufsaetze_als_Medien_2015_web.pdf.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Markus Meumann

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