„Flucht vor dem Holocaust: Untergetauchte Juden in Deutschland, 1941–45“ ist der Titel des Vortrags, mit dem Fachhochschule und Universität Erfurt ihre gemeinsame Ringvorlesung im neuen Jahr fortsetzen. Referentin ist Prof. Dr. Susanna Schrafstetter (University of Vermont). Beginn der Veranstaltung ist am Dienstag, 5. Januar, um 18 Uhr im Festsaal des Erfurter Rathauses. Der Eintritt ist frei.
Im nationalsozialistischen Deutschland versuchten etwa 10.000 bis 15.000 Juden ihrer Deportation und Ermordung zu entgehen, indem sie mit Hilfe von jüdischen und nicht-jüdischen Verwandten, Freunden und Bekannten oder ihnen gänzlich unbekannten Personen ein Leben in der Illegalität wagten. Neben den Helfern der Verfolgten gab es auch zahlreiche Deutsche die versuchten, sich an den flüchtenden Menschen zu bereichern, sie um ihrer letzten Habe beraubten und anschließend denunzierten. Der Vortrag von Susanna Schrafstetter untersucht anhand von zahlreichen Fallbeispielen die Handlungsoptionen und -strategien der Verfolgten und wirft dabei nicht nur ein Schlaglicht auf die Helfer der Untergetauchten, sondern auch auf Betrüger, Erpresser und Wucherer. Er befasst sich insbesondere mit der Frage, inwieweit regional unterschiedliche Bedingungen für ein Untertauchen und Leben im Versteck herrschten, und welche regionalen, überregionalen und transnationalen Flucht- und Versteckwege erkennbar sind.
Susanna Schrafstetter wurde 1998 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert. Sie ist seit 2009 Associate Professor of History und Mitarbeiterin am Center for Holocaust Studies der University of Vermont in Burlington, Vermont, USA. Im Herbst 2014 war sie Gastprofessorin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Augsburg.
Der nächste Vortrag findet am 12. Januar statt. Dr. Patrice Poutrus von der Universität Wien spricht dann über „Zuflucht im Nachkriegsdeutschland. Asylpolitik und Asylpraxis vom Parlamentarischen Rat bis zum Asylkompromiss“.