Um die „Deutsche Pornographie in der Aufklärung“ geht es vom 21. bis 23. Oktober bei einer internationalen Tagung, zu der das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt auf Schloss Friedenstein einlädt.
Darin gilt es, aufzuräumen mit einer sorgsam gepflegten Legende, nämlich der seit grauer philologischer Vorzeit umlaufenden Annahme, dass die Deutschen im 18. Jahrhundert kaum erotische oder gar pornographische Texte geschrieben hätten, sondern dass vielmehr all diejenigen Werke, die im Zeitalter der Aufklärung in deutschen Landen lustvoll oder gar einhändig gelesen worden wären, ganz überwiegend leichtfertige Frivolitäten und verwerfliche Schmutzliteratur fremder, vor allem französischer Provenienz gewesen seien, die man auf finsteren Schleichwegen ins Reich getragen habe, um Herz, Kopf und Körper der Deutschen zu vergiften. Tatsächlich sind im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Deutschland, abgesehen von zahllosen Übersetzungen fremdsprachiger Erotica, rund 300 freizügige und aufregende, zum Teil nachgerade obszöne Werke erschienen, über deren Verfasser, Verleger und Leser die zünftige Germanistik freilich bis dato so gut wie nichts weiß.
Vornehmstes Ziel der nun von Professor Dr. Martin Mulsow, dem Direktor des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, im Verein mit Dr. Dirk Sangmeister (Gotha) konzipierten internationalen Tagung ist es, mit derart tradierten Irrtümern aufzuräumen. 20 Philologen und Historiker aus dem In- und Ausland werden dabei in ihren Referaten eine Auswahl dieser lange ignorierten Texte, Autoren und Akteure aus dem zwielichtigen Souterrain und dem dunklen Untergrund der deutschen Literatur im 18. Jahrhundert in den Blick nehmen, um hellere Begriffe über diese vernachlässigten Diskurse im Schatten der hehren Aufklärung zu erlangen. Auch soll die Frage beantwortet werden, was diese zumeist sehr raren Texte aus der Frühzeit der Moderne unterscheidet von der visuellen, nur zu oft grobianischen Pornographie, die heute in der virtuellen Welt allgegenwärtig ist.
Die von der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, der Ernst- Abbe-Stiftung und der Fritz Wiedemann Stiftung unterstützte Konferenz ist öffentlich, jedoch werden Interessenten gebeten, sich im Vorfeld anzumelden im Sekretariat des Forschungszentrums Gotha bei Stefan Müller anzumelden.
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