Über „Lust an der Lästerung? Zur Schmähkultur in der Frühen Neuzeit“ spricht Prof. Dr. Gerd Schwerhoff bei seinem Vortrag am Donnerstag, 17. Juli, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Persönliche Beleidigungen zwischen Politikern (z.B. Timoschenko über Putin: „Dreckskerl“), globale Empörung in muslimischen Gemeinschaften über Karikaturen von Mohammed, Shitstorms in den sozialen Netzwerken – das sind nur einige der aktuellen Formen von Beleidigungen und Schmähungen. Wahrscheinlich handelt es sich um eine grundlegende menschliche Verhaltensweise, die jede Gesellschaft in Geschichte und Gegenwart kennt. Inwieweit lässt sich aber eine bestimmte Epoche durch typische Erscheinungsweisen von beleidigenden Invektiven charakterisieren? Der Vortrag entwickelt dazu einige erste Überlegungen und beleuchtet dabei zwei Themenfelder: Zum einen entfaltete sich auf dem Feld des Religiösen eine reichhaltige Schmähkultur, die sowohl das Verhältnis zu anderen christlichen Bekenntnissen umfasst – die Auseinandersetzung mit konkurrierenden Hochreligionen wie Judentum und Islam – wie auch das Verhältnis zu Gott in Gestalt der Blasphemie. Zum anderen spielen Beleidigungsrituale für alle sozialen Strata der frühneuzeitlichen Gesellschaft eine zentrale Rolle, sowohl innerhalb als auch zwischen verschiedenen Gruppen. Inwiefern kann die Analyse dieser verbalen und zeichenhaften Konflikte einen Beitrag leisten zum besseren Verständnis der Frühen Neuzeit?
Gerd Schwerhoff ist Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte des abweichenden Verhaltens in der Frühen Neuzeit (Gewalt, Gotteslästerung, Hexerei), die Stadt- und die Religionsgeschichte.