Universität Erfurt

300.000 Euro für „Bildungslandschaft und Wissenskultur“: Pressemitteilung Nr.: 23/2014 - 06.03.2014

Andreas Reyer: Entwurf des Schulsystems für das Herzogtum Sachsen-Gotha, 1644.
Andreas Reyer: Entwurf des Schulsystems für das Herzogtum Sachsen-Gotha, 1644, FB Gotha, Gym 10, Bl. 1r, © Universität Erfurt,
Forschungsbibliothek Gotha, (Foto: Sergej Tan).

Die Universität Erfurt wird an ihrem Standort Gotha in den kommenden drei Jahren einen neuen Forschungsschwerpunkt aufbauen, der mit knapp 300.000 Euro vom Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert wird. Unter dem Titel „Bildungslandschaft und Wissenskultur“ geht es dabei um sammlungsbezogene Forschung zur frühneuzeitlichen Bildungsgeschichte des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg. Geleitet wird das Projekt von der Leiterin der Forschungsbibliothek Gotha, Dr. Kathrin Paasch, und Prof. Dr. Alexander Schunka, Juniorprofessur für Wissenskulturen am Forschungszentrum Gotha.

Das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg gilt als protestantischer Musterstaat im 17. und 18. Jahrhundert: Hier wurde früh eine allgemeine Schulpflicht eingeführt, das Gothaer Gymnasium war eine Bildungseinrichtung von überregionaler Bedeutung, Gothaer Pädagogen entwickelten innovative didaktische Konzepte und beeinflussten die mitteldeutsche Bildungslandschaft nachhaltig. Trotzdem ist der enorm umfangreiche Bestand bildungsgeschichtlicher Quellen der Forschung nur in Umrissen bekannt. Das Material wurde größtenteils zwischen 1640 und 1732 gesammelt. Es umfasst zahlreiche Handschriften und Drucke aus dem Kontext des bedeutenden Gothaer Gymnasiums, außerdem Quellen aus dem Zusammenhang von Universitäts- und Elementarschulwesen, aber auch Nachlässe bedeutender Pädagogen des 17. Jahrhunderts wie Wolfgang Ratke und Andreas Reyher. Die Sammlungsteile befinden sich heute in mehreren Gothaer Institutionen: in der Forschungsbibliothek, im Thüringischen Staatsarchiv, bei der Stiftung Schloss Friedenstein und im Stadtarchiv Gotha. Ziel des Projektes ist es, diese Sammlungen in ihrem historischen Zusammenhang sichtbar zu machen, eine längerfristige Forschungsstrategie zu entwickeln und weiterführende Potenziale aufzuzeigen. Dazu dienen der Aufbau eines elektronischen Fachportals, mehrere Workshops und Tagungen sowie zwei Pilotstudien, für die im Rahmen des Projekts eine Postdoktoranden- und eine Doktorandenstelle geschaffen werden. Die erste Pilotstudie beschäftigt sich mit zeitgenössischen Erziehungskonzepten anhand der Gothaer Schulbuchsammlung, die zweite erarbeitet die Beziehungen zwischen dem Gothaer Gymnasium und den pietistischen Bildungseinrichtungen August Hermann Franckes in Halle um 1700. Ausgehend von der Förderung im Rahmen dieses Projekts sollen weitere Drittmittelinitiativen folgen.

Das Vorhaben unterstreicht die enge Kooperation zwischen Forschungsbibliothek und Forschungszentrum Gotha. Es leistet sammlungsbezogene Grundlagenforschung und trägt zur weiteren Profilierung des Standorts Gotha als „Barockes Universum“ bei, das die protestantische Bildungs- und Wissenskultur in Mitteldeutschland und darüber hinaus seit dem 17. Jahrhundert nachhaltig befruchtet hat.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Kathrin Paasch

Prof. Dr. Alexander Schunka

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