Mit dem Thüringer Forschungspreis hat das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur heute Prof. Dr. Martin Mulsow, Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit und Direktor des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt, ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Prof. Lorraine Daston, Direktorin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Martin Mulsow ist nach Prof. Dr. Jörg Rüpke der zweite Wissenschaftler der Uni Erfurt, der diesen Preis erhält.
Der Preis wird für herausragende Forschungsleistungen in den Kategorien „Grundlagenforschung“ und „Angewandte Forschung“ sowie für wissenschaftliche Leistungen mit besonderer wirtschaftlicher Relevanz als „Transferpreis“ sowohl an einzelne Wissenschaftler als auch an Forschergruppen vergeben, die an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen des Landes Thüringen oder im Verbund dieser Einrichtungen mit weiteren Partnern aus Thüringen entstanden sind. Mit seiner Vergabe sollen nicht nur exzellente Forschungsergebnisse gewürdigt, sondern gleichzeitig die Potenziale des Wissenschaftslandes Thüringen der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Professor Mulsow erhält den Forschungspreis in der Kategorie „Grundlagenforschung“, der mit 17.500 Euro dotiert ist.
Im Rahmen seiner Forschung geht Martin Mulsow den Ursprüngen von Aufklärung und europäischer Moderne nach, beschreibt dazu jedoch nicht die Bahnen gesicherter Erkenntnis, sondern bewegt sich auf den Pfaden des geheimen, gefährdeten, heiklen – kurz, des unsicheren Wissens. Für ihn ist die Aufklärung ein Radikalisierungsprozess, der vor allem durch die ungesicherten Ideen, Theorien und Erkenntnisse vorangetrieben wurde. Indem er diese „prekären“ Wissensbestände in intensiver Quellenrecherche erschließt und sich dabei mit den Strategien und Praktiken von Wissensverbreitung, den Netzwerken der Kommunizierenden und deren sozialer Einbettung auseinandersetzt, öffnet Mulsow den vielfach durchmessenen Raum der Ideengeschichte hin zu einer modernen Kulturwissenschaft. Neben der Netzwerkforschung bedient er sich dabei der Methoden der Historischen Anthropologie.
Zum Themenkomplex der Untergrundforschung hat Professor Mulsow über fünf Jahre eine Graduiertenschule am Forschungszentrum Gotha geleitet, dem er seit 2008 vorsteht. Er hat das Forschungszentrum zu einem lebendigen Ort internationaler Forschung gemacht, der sich mit Namen wie Jan Assmann, Peter Burke, Carlo Ginzburg, Robert Darnton oder Lorraine Daston verbindet. Weiterhin ist Mulsow Herausgeber in führenden Reihen, Zeitschriften und Verlagen der Aufklärungs- und Frühneuzeitforschung. Im Jahr 2011 erhielt er den Wissenschaftspreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. 2012 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Sächsischen Akademie ernannt und im Jahr 2012/13 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Der Erfolg seiner Forschungen dokumentiert sich aber auch in der Einwerbung von Drittmitteln, unter anderem in mehreren DFG-Vorhaben, sowie in der Mitwirkung an einem jüngst bewilligten europäischen Verbund „Encounters with the Orient in Early Modern Scholarship“, der vom Warburg Institute in London koordiniert wird.
Prof. Dr. Kai Brodersen, Präsident der Universität Erfurt, gratulierte zu dieser Auszeichnung, die nun erneut einem Wissenschaftler der Uni zuteil wird: „Mit der Verleihung des Thüringer Forschungspreises erfährt Martin Mulsows Beitrag zum Aufbau und zur internationalen Profilierung des Forschungszentrums Gotha, seine Einbindung in die Aufklärungsforschung sowie die Etablierung des Forschungsfeldes ‚Untergrundforschung‘ erneut eine sichtbare Anerkennung“.