„Wie zentral ist Migration für die Stadtentwicklung? Von urbaner Marginalität zur marginalen Urbanität“ ist der Titel der nächsten Veranstaltung in der von FH und Universität Erfurt gemeinsam organisierten Ringvorlesung, die am Dienstag, 9. Juli, im Collegium maius, Michaelisstraße 39, stattfindet. Referentin ist Prof. Dr. Felicitas Hillmann von der Freien Universität Berlin. Beginn ist um 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Historisch sind die Be- und Verarbeitung des „Fremden“ in der Stadt sowie der Umgang mit „Differenz“ ein Kernelement des Städtischen. Städte haben immer davon gelebt, dass sie Migranten aufgenommen, spezielle Stadtteile für sie geschaffen und Formen für den Umgang mit dem „Fremden“ gefunden haben. Dieser Umgang erfolgte oft in Form von Ausgrenzung: Den Migranten wurden besondere Orte in der Stadt zugewiesen und häufig übernahmen diese Orte für die Gesamtstadt die Rolle der ersten Eingliederung der Migranten. Dies ist bis heute so geblieben. Gerade in den schnell wachsenden Mega-Cities gibt es solche Stadtteile – meist sind es die Marginalsiedlungen am Stadtrand, die erster Aufnahmeort für Migranten sind. Doch auch in den europäischen Städten gibt es Stadtteile, die besonders eng mit der Zuwanderungsgeschichte des jeweiligen Landes verknüpft sind und die teilweise soziale und politische Ausgrenzung reproduzieren. Inwiefern sind Städte durch Migration geprägt? Wer plant für die Städte und welche Bilder der Stadt werden nach welchen Vorbildern entworfen? Es wird argumentiert, dass sich in Deutschland ein Trend weg von einer „urbanen Marginalität“, in der Migration und Migranten vornehmlich als „Problem“ konzipiert wurden, hin zu „marginaler Urbanität“ vollzieht, die Vielfalt und Diversität als positive Ansatzpunkte für Stadtentwicklung ansieht. Zwar bestehen strukturelle Benachteiligungen insbesondere für die migrantische Bevölkerung in Deutschland weiterhin, doch sehen wir uns heute einer sehr viel stärker ausdifferenzierten Stadtgesellschaft gegenüber. Verändert haben sich nicht nur die Stadtgesellschaften selbst, sondern auch unsere Vorstellungen von Urbanität selbst. Wie kommt es zu diesem Wandel? Und wie wird er international diskutiert? In welcher Form sind Migranten Teil von Stadtentwicklung? Wie bedeutsam ist dafür die Rolle von migrantischen Ökonomien? Diesen und anderen Fragen wird der Vortrag am Dienstag nachgehen.
Prof. Dr. Felicitas Hillmann ist zurzeit als Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin tätig. Sie wurde 1995 in Freiburg/Br. promoviert und habilitierte sich 2004 an der FU Berlin, wo sie später weiter wissenschaftlich tätig war. Von 2006 bis 2012 war sie an der Universität Bremen beschäftigt. Zusammen mit Andreas Pott und Andreas Farwick ist sie seit 2009 Gründungsmitglied und Sprecherin des 100 Mitglieder umfassenden Arbeitskreises „Geographische Migrationsforschung“ im VDGH.
Die letzte Veranstaltung der Ringvorlesung im Sommersemester findet am Dienstag, 16. Juli, statt. In einer Podiumsdiskussion wird es dann um „Migrantische Lebenswelten“ in Thüringen gehen.
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