Über „Landfrieden und politische Raumbildung in der Frühen Neuzeit“ spricht Prof. Dr. Horst Carl (Gießen) bei seinem öffentlichen Vortrag am Mittwoch, 27. November, im Seminarraum des Forschungszentrums Gotha der Universität Erfurt. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Landfrieden lässt sich definieren als Herstellung von Sicherheit durch expliziten Gewaltverzicht, indem eine räumlich organisierte Friedensordnung begründet wird. Gerade im Heiligen Römischen Reich ist dies zum Kern der politischen Ordnung schlechthin geworden, was schon darin zum Ausdruck kommt, dass der „Ewige Landfriede“ von 1495 als Zäsur der deutschen Verfassungsgeschichte gilt. Die Verfassungsgeschichte hat sich mit Themen wie „Land und Herrschaft“ oder „Territorialisierung“ zwar der räumlichen Logik dieses Geschehens gewidmet, aber den Bezug zur Landfriedenswahrung eher aus dem Blick verloren. Gerade aus der Perspektive einer modernen historischen Raumforschung mit ihrem Blick auf Akteure im Raum ergeben sich hier neue Ansatzpunkte. Der Vortrag möchte zeigen, dass gerade im 16. Jahrhundert die Fixierung von Grenzen und das Einfrieren territorialer Dynamik einer Logik des Landfriedens folgten. Auch die Regelung des Religionsfriedens von 1555 folgte der Logik eines räumlich fixierten Landfriedens. Es wird schließlich auch um die Frage gehen, ob eine solche Pluralisierung politischer Räume ein Spezifikum des Alten Reiches gewesen ist.

Horst Carl, Jahrgang 1959, hat seit Oktober 2001 den Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultur-und Verfassungsgeschichte des Alten Reiches, Kriegserfahrungen in Westeuropa um 1800, frühneuzeitliche Söldner als Gewaltgemeinschaften, Medienereignisse in der Frühen Neuzeit.