Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt lädt alle Interessierten am Montag, 21. Januar, zum nächsten Stipendiatenkolloquium ins Pagenhaus auf Schloss Friedenstein ein. Referent ist diesmal der Erfurter Historiker Dr. Reiner Prass. Er spricht über „Die Bildung eines Territoriums durch Schrift – Verwaltungsschriftlichkeit im Herzogtum Sachsen-Gotha von 1640 bis 1670“. Beginn ist um 18.15 Uhr.
Mit der Entstehung des Herzogtums Sachsen-Gotha als eigenständiges Territorium im Jahr
1640 begannen Herzog Ernst I. und seine Zentralverwaltung sehr schnell, sich einen Überblick über die räumlichen Bestandteile des Territoriums, seine ökonomische und kulturelle Situation sowie die landesherrlichen Einnahmemöglichkeiten zu verschaffen. Damit folgten sie der seit dem späten 16. Jahrhundert in der politischen Literatur formulierten Forderung, der Herrscher solle genaue Kenntnisse über das von ihm regierte Land besitzen. Diese Information erfolgte sowohl durch die bereits vielfach behandelte Generalvisitation als auch durch die hier untersuchten Amtsbeschreibungen, Grenzbeschreibungen und Forstbereitungen. Mithilfe dieser besonderen Form der Verwaltungsschriftlichkeit bestimmte die Gothaer Zentralverwaltung auch die Grundlagen des landesherrlichen Herrschaftsanspruchs und legte die innere Struktur des Territoriums fest. Die Wiederholung solcher Landesaufnahmen in den 1650er- und 1660er-Jahren zeigt das kontinuierliche Bestreben der Verwaltung auf Schloss Friedenstein, das Wissen über das Territorium systematischer zu ordnen, ökonomische und soziale Entwicklungen im Rahmen des Wiederaufbaus nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs zu erfassen und die Arbeit der landesherrlichen Beamten zu kontrollieren.