Universität Erfurt

Ehre und Leistung im 18. Jahrhundert: Pressemitteilung Nr.: 97/2012 - 18.06.2012

Das Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt lädt im Rahmen seines Frühjahrsprogramms alle Interessierten zu einem Vortrag von Prof. Heikki Lempa am Montag, 25. Juni, ein. Beginn ist um 18.15 Uhr im Seminarraum des Forschungszentrums („Pagenhaus“). Der Vortrag findet in englischer Sprache statt, der Eintritt ist frei.

Sind die Begriffe Ehre und Leistung Gegensätze? Dies war einmal so. Während Ehre sich als die Anerkennung der Verdienste (der Meriten), der Lebenshaltung und des Habitus eines Mannes bestimmen ließ, bezog sich die Leistung auf das Schaffen und die Produktivität eines Individuums. Die Glanzperiode der Ehre, verankert in den Zünften, der Hofkultur und in der Standesgesellschaft der Frühen Neuzeit ging um 1700 zu Ende. Die Ära der Leistung wiederum fing mit der Entstehung der Moderne in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts an. In seinem Vortrag geht Prof. Lempa der Frage nach, wie im Laufe des 18. Jahrhunderts sich Kultur und Praktiken der Ehre in solcher Weise wandelten, dass die Entfaltung der Leistungskultur möglich wurde. Im Berufsethos der modernen Gesellschaft sind die Praktiken der Ehre und Leistung eng miteinander verflochten. In Skizzen zum Dekorumsbegriff des Christian Thomasius zur Psychologisierung der Ehre um die Mitte des Jahrhunderts und zur Entstehung der Ehre als Erziehungsmethode besonders unter den Philanthropisten seit den 1770er-Jahren entwickelt Heikki Lempa eine allgemeine These der Pädagogisierung der Ehre als Vorbedingung des Leistungsbegriffs.

Lempa ist Professor am Historischen Institut des Moravian College in Bethlehem, Pennsylvania. Seine Forschungsschwerpunkte sind breit gefächert – von der Geschichte des deutschen Kulturraums zwischen 1700 und 1945 über die Geschichte der Emotionen, des Sports und des Tanzes bis zur Sozialgeschichte der Medizin. Derzeit arbeitet er an einem Buchprojekt, das sich mit dem Ehrbegriff im deutschen Kulturraum zwischen 1700 und 1945 auseinandersetzt, wobei er sich bereits mehrfach zu Forschungszwecken in Erfurt und Gotha aufgehalten hat.

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Kristina Petri

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