Das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt lädt am 22. und 23. November zu einer wissenschaftlichen Tagung unter dem Titel „Münzkabinette und Numismatik im Zeitalter des Barock. Weltläufigkeit und Universalität“ ein. Dabei referieren Wissenschaftler aus New York, Wien, Berlin, Dresden, Erfurt, Freiburg, Gotha, Hannover, Lörrach, München, Nürnberg und Stuttgart über ein speziell anmutendes Thema, das jedoch für das Zeitalter des Barock paradigmatisch eine Alternative zur heutigen „Globalisierung“ aufzuzeigen vermag: nicht Expansion, sondern Konzentration des „Makrokosmos“ auf den „Mikrokosmos“ Münze und Medaille.
In der Erkenntnis, dass nach dem Desaster des Dreißigjährigen Krieges militärische Engagements kleinerer Staaten lediglich zum Ausbluten im europäischen Kräftemessen führen würden, hat man sich in Gotha seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auf Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung konzentriert. Herzog Ernst I., der Fromme (1640–1675), galt in seiner Zeit als ein Vorbild für den „Teutschen Fürstenstaat“. Es entstand im Stillen ein Münzkabinett, in dem die Welt sammelnd präsent war, ein „Universum“ gleichsam in Gold und Silber, das Herrscher und Ereignisse friedlich vereinte. Zeugnisse von Kunst, Kultur und Gelehrsamkeit wurden im Miniaturformat der Münze und Medaille abgelegt.
Wie haben die Gelehrten und Sammler um 1700 ohne Internet, E-Mail und Facebook miteinander kommuniziert, woher haben sie ohne Wikipedia ihr Wissen bezogen, ihre Schätze zusammengetragen, wie haben sie gearbeitet? Spannende Fragen, die die Welt des Barock neuartig erhellen und um die es sich auch in der Gothaer Tagung drehen soll.
„Gothas Gold – 300 Jahre Münzkabinett Gotha“ ist übrigens zugleich der Titel einer Ausstellung, mit der die Stiftung Schloss Friedenstein „ihr“ numismatisches Jubiläum begeht. Anlass ist die phänomenale Erwerbung der europaweit gerühmten Münzsammlung des Fürsten Anton Günther II. (reg. 1681–1716) von Schwarzburg-Arnstadt im Jahre 1712.
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Stefanie Kießling
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