Vor dem Hintergrund des fortschreitenden Fachkräftemangels in Thüringen macht die Universität Erfurt den heimischen Unternehmen ein neues Angebot. „ProfUnt – Professionalisierung der Ausbildungsakteure/-innen in Thüringer Unternehmen“ lautet der Titel des Modellprojekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) gefördert wird und sich zum Ziel gesetzt hat, das Ausbildungspersonal in Unternehmen für die neuen Herausforderungen zu qualifizieren. Als Kooperationspartner sind neben dem Verband der Metall- und Elektro-Industrie in Thüringen (VMET) auch die Eichenbaum GmbH Gotha und die TIBOR EDV-Consulting GmbH Thüringen mit im Boot. Im November 2010 fiel der Startschuss für das Projekt, am 22. Februar hat der erste Workshop stattgefunden.
Standardisierte Berufe sind heute eher selten zu finden und Brüche in der Berufsbiografie keine Ausnahme. Die Anforderungen an fachübergreifende Qualifikationen von Bildungspersonal aber auch von Auszubildenden steigen, da immer mehr soziale und kommunikative Kompetenzen erforderlich sind. So sind nicht nur schulische Vorbildung oder Alter von Bedeutung, sondern auch kulturelle und soziale Hintergründe und die damit einhergehenden verschiedenen Lernvoraussetzungen von Jugendlichen. „Von Ausbildern und Ausbilderinnen wird heute ein hohes Maß an Flexibilität und pädagogischen Konzepten erwartet“, sagt Claudia Müller, Mitarbeiterin im Fachgebiet Berufspädagogik und berufliche Weiterbildung an der Universität Erfurt. „Aus Gesprächen mit Thüringer Unternehmen wissen wir, dass diese deshalb in der Qualifizierung von Ausbildungspersonal großen Handlungsbedarf sehen, denn Ausbilderinnen und Ausbilder müssen in der Lage sein, sich besser auf die veränderte Qualität der jungen Auszubildenden einzustellen, um zum einen den Fachkräftenachwuchs zu sichern und zum anderen aber auch Ausbildungsabbrüche zu verhindern. Und genau da setzt unser Angebot an.“ In insgesamt sechs miteinander verknüpften Workshops ermitteln die Dozenten gemeinsam mit den Teilnehmern zunächst den individuellen Unterstützungsbedarf, anschließend werden methodische Materialien und Handlungsstrategien entwickelt, die die Teilnehmer schließlich – vom Projektteam begleitet – in ihre jeweilige betriebliche Ausbildung transferieren sollen. „Bisherige Projekte zur Sicherung der Qualität in der Berufsausbildung setzen in der Regel bei den Auszubildenden an“, sagt Tom Schröter, ebenfalls Mitarbeiter im Fachgebiet Berufspädagogik der Uni Erfurt. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, unser Vorhaben an Ausbilderinnen und Ausbilder zu richten. Dass wir als eines von bundesweit zehn Modellprojekten nun für diese Förderung von BiBB und Bundesministerium ausgewählt wurden, zeigt uns, dass wir damit einen Nerv getroffen haben. Unser Ziel ist es, dass die Ausbilder nach der Teilnahme am Projekt die Stärken und Schwächen von Ausbildungsbewerbern früher und besser einschätzen, das Ausbildungsumfeld in den Unternehmen besser gestalten können und bei Problemen noch besser in der Lage sind, Lösungen zu finden und umzusetzen.“
Dass der Bedarf an einer solchen Weiterbildung groß ist, zeigt die starke Nachfrage von Unternehmen. „Deshalb werden wir in Kürze einen zweiten und eventuell sogar einen dritten Durchgang anbieten“, sagt Claudia Müller. Die Teilnahme am Projekt ist kostenlos, die Unternehmen müssen lediglich ihre Mitarbeiter für die Zeit der Workshops freistellen.
Weitere Informationen / Kontakt:
Claudia Müller / Tom Schröter
- +49(0)361/737-2076
- claudia.mueller@uni-erfurt.de