Universität Erfurt

Über die Wiederentdeckung verborgener Schätze : Pressemitteilung Nr.: 48/2010 - 03.03.2010

Mit einer Sensation wartete im Frühjahr 2008 die Universität Erfurt auf: In der „Bibliotheca Amploniana“ hatten Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in einer mittelalterlichen Handschrift bis dahin unbekannte Predigten des Kirchenvaters, Theologen und Philosophen Augustinus entdeckt. Die Präsentation der Forschungsergebnisse stieß damals auf ein enormes Echo in der Öffentlichkeit. Nun ist ein Sammelband erschienen, der unter dem Titel „Die Bibliothek des Amplonius Rating de Berka und ihre verborgenen Schätze“ Wissenswertes über Amplonius de Berka und seine Bibliothek sowie über Augustinus und die aufgefundenen Predigten zusammenträgt.

Wissenschaftler der Universität Erfurt sowie aus Eichstätt und Wien vermitteln darin auf verständliche Weise Informationen zu den Funden. Brigitte Pfeil, Mitarbeiterin im DFG-Projekt „Erschließung der Codices Amploniani der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Initienregister“, stellt beispielsweise den Gelehrten Amplonius vor, der 1412 seine Handschriftensammlung dem Kolleg „Porta Coeli“ in Erfurt schenkte, und präsentiert damit eine sehr spannende mittelalterliche Gelehrtenbiografie. Über Augustinus-Texte in der „Amploniana“ informiert Thomas Bouillon, Fachreferent an der Universitätsbibliothek Erfurt. Der Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek untersucht, aus welchen Motiven heraus Amplonius theologische Handschriften gesammelt hat. Und die österreichischen Augustinus-Forscher Isabella Schiller, Dorothea Weber und Clemens Weidmann stellen die „neuen“ Erfurter Augustinus-Predigten vor, von denen eine, die von der Auferstehung handelt, in Latein und Deutsch abgedruckt ist. Der Aufsatz vermittelt sehr anschaulich, wie die Handschrift entdeckt und als authentisch identifiziert worden ist. Wie häufig gibt es überhaupt solche Wiederentdeckungen antiker Texte? Kai Brodersen, Präsident der Universität Erfurt und Althistoriker, stellt in dem neuen Sammelband für die vergangenen Jahrzehnte Neufunde lateinischer Literatur aus der vorchristlichen Antike vor. Und zum Schluss porträtieren der Erfurter Religionswissenschaftler Jörg Rüpke und der Eichstätter Altkirchenhistoriker Johannes Hofmann Augustinus selbst, jenen nordafrikanischen Bischof des späten 4. Jahrhunderts, der der einflussreichste Kirchenvater der westlichen Christenheit ist. Das Wissen der Menschheit werde in den großen Institutionen der Kultur aufbewahrt, beispielsweise in den Bibliotheken, schreiben die Herausgeber des Buchs zu Beginn. Nach der Lektüre des Bandes weiß der Leser einmal mehr um die Bedeutung der in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrten „Bibliotheca Amploniana“.

Josef Pilvousek, Josef Römelt (Hg.), Die Bibliothek des Amplonius Rating de Berka. Anmerkungen zur Wiederentdeckung „Erfurter“ Augustinus-Predigten. Würzburg: Echter 2010 (Erfurter Theologische Schriften 39). 109 Seiten;
ISBN 978-3-429-03249-4; Preis: 16 Euro

Weitere Informationen / Kontakt:

Prof. Dr. Benedikt Kranemann

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