Zur Buchpräsentation „Zwischen Freundschaftskult und Standeshierarchie – Der Briefwechsel zwischen Herzogin Luise Dorothea und Friederike von Montmartin (1751/2)“ lädt das zur Universität Erfurt gehörende Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien am Mittwoch, 24. Februar, ins Schloss Friedenstein nach Gotha ein. Beginn der Veranstaltung ist um 14 Uhr im Pagenhaus, im Seminarraum des Forschungszentrums.
In einem am Forschungszentrum Gotha angesiedelten Projekt hat die Leipziger Germanistin Dr. Bärbel Raschke über mehrere Monate hinweg den mehr als 70 Briefe umfassenden Schriftwechsel zwischen der Herzogin und ihrer ehemaligen Hofdame ausgewertet und kommentiert. Nun ist diese Korrespondenz, die im Thüringischen Staatsarchiv auf Schloss Friedenstein in Gotha überliefert ist, für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Ihr Buch stellt Bärbel Raschke zusammen mit der Leitung von Staatsarchiv und Forschungszentrum vor.
Der französischsprachige Briefwechsel zwischen der Fürstin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg, an deren 300. Geburtstag in diesem Jahr erinnert wird, und Friederike von Montmartin, ihrer früheren Hofdame, war lange Zeit unbekannt. Nun liegt die gesamte Korrespondenz aus den Jahren 1751 bis 1752 in einer kommentierten Übersetzung vor. Der Briefaustausch beider Frauen begann nach der Hochzeit des ehemaligen Fräuleins von Wangenheim, einer Nichte des Grafen von Gotter, mit dem Gothaer Gesandten beim Immerwährenden Reichstag, Friedrich Samuel von Montmartin. Dieser gehörte wie Gotter zur Diplomatenelite des Alten Reichs und war ebenfalls Freimaurer der ersten Stunde. Die soziale Karriere des aus bescheidenem Adelsmilieu stammenden Hoffräuleins fand mit dem Status einer Gesandtengattin ihren Höhepunkt und endete abrupt durch den Tod im Kindbett.
Die Briefschreiberinnen geben neben detaillierten Einblicken in das Alltagsleben am Gothaer Hof und im Gesandtenmilieu Regensburgs interessante Auskünfte zu zentralen Debatten der Neuzeit, dem Freundschafts- und dem Geschlechterdiskurs, diskutieren die Unterschiede höfischer Kultur im protestantischen und katholischen Kulturraum des Alten Reichs und verstehen ihren Briefwechsel durchaus als Teil des politischen und kulturellen Kommunikationsnetzes in Europa. Ihre Briefe dokumentieren zugleich den ungeheuren Zwang zu Selbstdarstellung und Selbststilisierung, dem ein solch semiöffentlicher Briefaustausch zwischen Fürstin und Gesandtengattin unterlag.
Die Herausgeberin Bärbel Raschke arbeitet zurzeit als DAAD-Lektorin in Kairo. Ihre Edition, die als Band 3 der Reihe Friedenstein’sche Quellen des Thüringischen Staatsarchivs Gotha erscheint, konnte durch ein Stipendium des DAAD am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt fertig gestellt werden.
Bei der Buchpräsentation anwesend sind neben Dr. Bärbel Raschke auch Lutz Schilling (Direktor des Thüringischen Staatsarchivs Gotha), Prof. Dr. Alexander Schunka (Juniorprofessor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit am Forschungszentrum Gotha), Dr. Kathrin Paasch (Leiterin Forschungsbibliothek Gotha) und Bernd Schäfer (Schlossmuseum, Stiftung Schloss Friedenstein). Zu sehen sind an diesem Tag auch Originalbriefe aus dem Briefwechsel beider Frauen.
Weitere Informationen / Kontakt:
Miriam Rieger
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