Um Religion und Kirchen in der niederländischen Gesellschaft geht es bei einer Tagung an der Universität Erfurt, zu der die Katholisch-Theologische Fakultät deutsche und niederländische Wissenschaftler eingeladen hat. Ziel der Veranstaltung ist eine vertiefte Kenntnis über Religion und Kirchen in den Niederlanden vor dem Hintergrund des europäischen Einigungsprozesses. Die öffentliche Tagung, die von den Lehrstühlen für Kirchenrecht (Prof. Dr. Myriam Wijlens) und Liturgiewissenschaft (Prof. Dr. Benedikt Kranemann) veranstaltet wird, beginnt am Freitag, 5. Februar, um 16 Uhr und endet am Samstag, 6. Februar, um 12 Uhr. Tagungsort ist der Hörsaal Coelicum, Domstraße 10 in Erfurt.
Die Frage nach der Rolle von Religion und damit auch der christlichen Kirchen im vereinten Europa hat in den vergangenen Jahren neue Aktualität gewonnen. Jüngst hat sich die Europäische Union im Vertrag von Lissabon zum Dialog mit den Kirchen verpflichtet. Solche politischen Programme gilt es nun, mit Leben zu füllen. Wie gestalten sich aber die Beziehungen zwischen Religion und Religionsgemeinschaften einerseits und der Gesellschaft andererseits in den Nachbarländern der Bundesrepublik? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede gibt es? Welche unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben existieren, wie agieren Kirchen und Gesellschaften konkret? Diese und andere Fragen werden die Wissenschaftler bei ihrer Tagung in Erfurt mit Blick auf die Niederlande diskutieren. Die niederländischen Theologen, Juristen und Kommunikationswissenschaftler kommen von den Universitäten Tilburg und Amsterdam. Unter ihnen ist auch Prof. Dr. Sophie van Bijsterveld, die der ersten Kammer der Generalstaaten der Niederlande, einer dem deutschen Bundesrat vergleichbaren Institution, angehört.
Bei der Tagung sollen unterschiedliche Themen zwischen Gesellschaft und Kirchen in den Niederlanden zur Sprache kommen: So wird Prof. Dr. Erik Borgmann, Theologe aus Tilburg, über den Streit um das religiöse Erbe in den Niederlanden referieren. Die Tilburger Juristin Prof. Dr. Sophie van Bijsterveld geht in ihrem Vortrag neuen politischen Herausforderungen mit Blick auf die Trennung von Kirche und Staat in den Niederlanden nach und Prof. Dr. Frans Vosman, Ethiker an der Universität Tilburg, untersucht die Euthanasie-Debatte in den Niederlanden. Mit Religion als Thema in der Medienöffentlichkeit der Niederlande befasst sich der Amsterdamer Kommunikationswissenschaftler Prof. em. Dr. Joan Hemels. „Neuanfang oder Schwanengesang?“ ist sein Vortrag überschrieben. Der Liturgiewissenschaftler Drs. Tollie Swinkels wird über neue Rituale in der säkularisierten niederländischen Gesellschaft berichten.
Mit der Tagung setzen die Erfurter Theologen eine Reihe von Veranstaltungen fort, in der nach Kirche und Gesellschaft in Europa gefragt wird. Eine erste Tagung hatte sich 2007 mit der Laicité in Frankreich beschäftigt. Ein Tagungsband ist kürzlich erschienen: Benedikt Kranemann / Myriam Wijlens [Hg.], Religion und Laicité in Frankreich: Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven (Würzburg: Echter 2009). ISBN 3429030374.
Anmeldungen zur Tagung sind unter Tel.: 0361/737-2500 oder per Fax unter 0361/737-2509 möglich.