Universität Erfurt

Die Heuschreckenplage in Mitteleuropa: Pressemitteilung Nr.: 130/2010 - 10.06.2010

Christian Rohr

Das Historische Seminar und die Plattform „Weltregionen und Interaktionen“ der Universität Erfurt laden im Sommersemester zu einer öffentlichen Vortragsreihe unter dem Titel „Umweltgeschichte in globaler Perspektive“ ein. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Thüringer Umweltministerium, der Stadt Erfurt sowie der Landeszentrale für politische Bildung statt  - noch bis zum 6. Juli, immer dienstags von 18 bis 20 Uhr in der Kleinen Synagoge in Erfurt. Nächster Termin ist der 15. Juni. Christian Rohr aus Salzburg spricht dann „Zur Wahrnehmung, Deutung und Bewältigung von Heuschreckenplagen in Mitteleuropa im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“. Der Eintritt ist frei.

Heuschreckenplagen verursachten vor allem vom 14. bis 16. Jahrhundert sowie um 1700 eine apokalyptische Stimmung in weiten Teilen Mitteleuropas, in den Ostalpen ebenso wie in Thüringen, Sachsen oder Mähren. Die Deutung als Strafgericht Gottes oder als Vorzeichen auf das jüngste Gericht lag durch die zahlreichen Bezugsstellen in der Bibel nahe. Die Wahrnehmung als Katastrophe korrespondierte aber nicht unbedingt mit dem wirtschaftlichen Schaden, da etwa für das Spätmittelalter Nachrichten über Preissteigerungen für Getreide im Zusammenhang mit Heuschreckenplagen fast völlig fehlen. Die Ursachen für das Auftreten von Heuschreckenplagen sind bis heute nicht restlos geklärt. Klima- und Witterungsfaktoren dürften jedoch dafür mitverantwortlich sein. Im Vortrag werden daher erste Zwischenergebnisse vom Aufbau einer europäischen Heuschreckenplagen-Datenbank sowie neueste Forschungen über den Zusammenhang von klimatischen Faktoren und der Ausbreitung von Heuschrecken präsentiert.
 
Der Referent, Christian Rohr, ist außerordentlicher Universitätsprofessor für mittelalterliche Geschichte, historische Hilfswissenschaften und Umweltgeschichte am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Im September wird er eine ordentliche Professur für Umwelt- und Klimageschichte am Historischen Institut der Universität Bern antreten. Sein Buch zum Thema „Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum. Naturerfahrung im Spätmittelalter und am Beginn der Neuzeit“ ist 2007 im Verlag Böhlau erschienen.

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Monika Leetz

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