„Der Streit um wahre Männlichkeit. Gender und Polemik in der Auseinandersetzung um den Klerikerzölibat“ ist der Titel eines öffentlichen Gastvortrags, zu dem das Interdisziplinäre Forum Religion der Universität Erfurt am kommenden Mittwoch, 9. Juni, einlädt. Referentin ist Prof. Dr. Angela Berlis von der Universität Bern. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Lehrgebäude 4, Raum D01.
Der Streit um den Zölibat der Priester erhitzt derzeit in der Missbrauchsdebatte die Gemüter. Tatsächlich aber geht die Diskussion um diese Vorschrift schon viel weiter zurück, wie die alt-katholische Kirchenhistorikerin Prof. Dr. Angela Berlis in ihrem Vortrag darstellen wird. Als weltweit erste geweihte alt-katholische Priesterin hat Berlis sich in verschiedenen Forschungsarbeiten mit der Diskussion um den Zölibat im Katholizismus beschäftigt. Nicht erst heute, sondern bereits im 19. Jahrhundert wurde er stark diskutiert. Die Referentin zeigt auf, wie die Zölibatsfrage auch in der polemischen Abgrenzung zwischen römischen Katholiken und Alt-Katholiken eine Rolle spielte. Im Vortrag geht es darum, zu erhellen, dass und wie der Genderdiskurs in der Auseinandersetzung eingesetzt wurde: Der zölibatär lebende Priester wurde in der römisch-katholischen Kirche, der verheiratete Priester in der alt-katholischen Kirche als „wahrer Mann“ angesehen und propagiert - der jeweilige Gegner rhetorisch verweiblicht. Der Vortrag zeigt den Ertrag auf, den die Genderperspektive für die Kirchengeschichtsschreibung hat. Dabei geht es vor allem darum, wie Geschlecht in polemischen Auseinandersetzungen zur Abgrenzung instrumentalisiert wird.
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Dr. theol. Rajah Scheepers
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