Man möge „das Kind nicht mit dem Bade ausschütten“, mahnt Honorarprofessor Dr. Norbert Kleinheyer. In der Ringvorlesung zum Thema „Krise“ spricht er am Dienstag (5. Mai 2009) um 18 Uhr im Rathausfestsaal über die Finanzmarktkrise und ihre Konsequenzen.
„Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Stabilisierung des Finanzmarktes kamen zur richtigen Zeit“, so Kleinheyer. Sie hätten nach anfänglichen Startschwierigkeiten das Vertrauen zwischen den Banken wieder gestärkt. Nun stehe die Bundesregierung vor der Aufgabe, die durch ihre Staatshilfen zulasten der gesunden Institute eingetretenen Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen. Der Gesetzgeber sollte bei den notwendigen Reformen der Aufsicht über international tätige Banken mit Augenmaß handeln, so der Finanzexperte. „Denn die eng mit der regionalen Wirtschaft verbundenen Institute geringerer Größe, die die Finanzmarktturbulenzen gut gemeistert haben, dürfen jetzt nicht durch unverhältnismäßige Regulierung in ihrer Funktionsfähigkeit behindert werden“. Skeptisch sieht Kleinheyer Bestrebungen, die Qualifikation von Mitgliedern der Aufsichtsräte in Kreditinstituten zukünftig extern kontrollieren zu wollen. „Hier läuft der Gesetzgeber Gefahr, das Kind mit dem Bade auszuschütten“.
Prof. Dr. Norbert Kleinheyer wurde 1952 geboren, ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Nach Abitur und Wehrdienst folgte das Studium der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, das er als Diplom-Volkswirt abschloss. Er promovierte zum Dr. rer. pol. über ein Thema in dem Gebiet der Europäische Währungspolitik. Nach verschiedenen Stationen in der Sparkassenorganisation war er von 1990 bis 1998 Vorstandsvorsitzender der Stadt- und Kreissparkasse Greifswald, heute Sparkasse Vorpommern. Er ist seit 1998 Geschäftsführer des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen. Nach verschiedenen Lehraufträgen an den Universitäten Bonn und Greifswald wurde er 2005 Honorarprofessor der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erfurt.
Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt, dem Förderverein der Fachhochschule und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. sowie dem HELIOS-Klinikum Erfurt veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Der Soziologe Prof. Dr. Frank Ettrich von der Universität und der Politologe Prof. Dr. Wolf Wagner von der Fachhochschule haben die Reihe gemeinsam konzipiert. Der langjährige Mitorganisator Wolf Wagner wird sich mit der Ringvorlesung und seinem Vortrag am 7. Juli zugleich verabschieden.
Nächster Termin der Reihe: 12. Mai 2009, 18 Uhr, Auditorium HELIOS Klinikum, Nordhäuser Straße 74: "Die heilende Krise – Ursprung des Begriffs aus der Medizin", Prof. Dr. med. Ralf Erkwoh, HELIOS Klinikum Erfurt.