Gegensätze bestimmen die Ausstellung der Griffelkunst-Vereinigung in ihrer diesjährigen Frühjahrsauswahl: Antje Dorn verbindet in ihrer Serie „Imbisse“ archetypische Architekturformen mit gemalten Worten wie „Spiegelei“, „Rice“ oder „Brot“. Ihre Holz-/Linol-Kombinationsdrucke reflektieren die Zeichenhaftigkeit der visuell wahrgenommenen Welt. Ganz anders die frühen Farbfotos von Heinrich Heidersberger, die mit Kreuzfahrt-Motiven eine weniger bekannte Seite des großen Wolfsburger Photographen vorstellen.
Das Fernweh bildet in diesem Jahr einen Schwerpunkt der Ausstellung: Elger Esser, wie seine Kollegen Struth, Ruff und Gursky ein Absolvent der berühmten Becher-Klasse an der Düsseldorfer Akademie, hat für die Griffelkunst eine Serie von stark vergrößerten Ausschnitten aus historischen Postkarten zusammengestellt. Seine im Offsetdruck aufgelegte Mappe „Kleine Seestücke“ zitiert die Ästhetik alter Stahlstiche, bricht jedoch mit der darin vorhandenen idealistischen Natur-Auffassung des 19. Jahrhunderts.
Die Griffelkunst-Vereinigung, die nun schon seit über 80 Jahren Originalwerke renommierter Künstler an ihre Mitglieder abgibt, führt damit ihre Edition namhafter Künstler fort. Für alle Mitglieder und Interessenten findet am 5. Mai zwischen 18 und 21 Uhr ein Besichtigungstermin in der Ausstellung statt, zu dem frühere Wahlblätter ausgegeben und Fragen zur Arbeit der stetig wachsenden Griffelkunst-Gruppe Thüringen beantwortet werden.
Für einen weiteren Höhepunkt der Ausstellung sorgt Anke Feuchtenberger, die als Autorin zahlreicher Comics bekannt wurde. Durch die Verwendung von „Floccaggio“, einem Druckzusatz der bei Erhitzung moosartige Pölsterchen bildet, erhält ihre Siebdruck-Serie eine satte Farbigkeit und haptische Anmutung. Dani Jakob, Sebastian Hammwöhner und Gabriel Vormstein arbeiten sowohl als Solokünstler als auch seit gut 10 Jahren in einer Gruppe zusammen. Ihre gemeinsam entwickelte, als Heliogravüren gedruckte Edition basiert auf Frottagen von Alltagsgegenständen. Zwei Lithographie-Serien vervollständigen das Angebot: Barbara Spaett kombiniert zarte Tuschezeichnungen mit einem farbigen Spritzrand, während die Wahlreihe der Tobias-Brüder skizzenhafte, mit Kugelschreiber auf den Stein gebrachte Zeichnungen auf pastellfarbigem Fond zeigt.
Die diesjährige Frühjahrs-Griffelkunst-Ausstellung ist vom 4. bis 15. Mai während der Öffnungszeiten der Bibliothek (montags bis freitags 8-22 Uhr, samstags 10-18 Uhr und sonntags 13-18 Uhr) zugänglich. Für Fragen zur griffelkunst können sich Interessenten gerne jederzeit an den örtlichen Leiter, Prof. Dr. Patrick Rössler, wenden.