„Wir haben den Kampf aufgenommen.“ Mit dieser deutlichen Ansage setzte sich der Bauhausdirektor Walter Gropius gegen die ständigen Angriffe auf seine neu gegründete Hochschule zur Wehr. Das Bauhaus war nämlich nicht nur eine künstlerische und pädagogische Einrichtung, sondern immer wieder Gegenstand kritischer, öffentlicher Diskussionen. In den 14 Jahren seines Bestehens wurden am Bauhaus „innovative Kommunikationsmaßnahmen nach innen und außen entwickelt“, erklärt Professor Patrick Rössler. Der Kommunikationswissenschaftler von der Universität Erfurt untersuchte in einem einjährigen Forschungsprojekt die Medienarbeit der Einrichtung. Die Ergebnisse dieser und anderer Studien werden am 18. und 19. Juni in einem Symposium im Goethe-Nationalmuseum Weimar vorgestellt.
Gropius selbst entwickelte ein Leitbild und eine Corporate Identity für das Bauhaus, auch wenn diese Begriffe damals noch nicht verwendet wurden. Intensive Kommunikation betrieb er mit politischen Entscheidungsträgern, Medienvertretern und Journalisten sowie mit Industriellen, Künstlern, den eigenen Studierenden und der lokalen Öffentlichkeit. Mit deren Hilfe wurden einerseits die Angriffe gegen die Hochschule pariert und andererseits das Gemeinschaftsgefühl der Bauhäusler gestärkt. Grundlage für die Bauhauskommunikation war eine intensive Pressearbeit: Gropius beauftragte einen Presseausschnittsdienst, alle über das Bauhaus erschienen Zeitungsausschnitte zu sammeln und weiterzuleiten – eine ungewöhnliche Maßnahme für eine Kunsthochschule dieser Zeit. Und obwohl dieses Monitoring nicht alle erschienen Artikel erfasste, bot es doch eine gute Grundlage die veröffentlichte Meinung über das Bauhaus im Blick zu behalten und durch Pressemitteilungen und eigene Artikel aufzuwerten. »Die Presse ist hier sehr blöd und bewusst bauhausfeindlich“, war sich Gropius schon 1922 – nach der ersten Welle der Bauhausangriffe – sicher.
Eine systematische Analyse der Pressearbeit wurde nun erstmals von einem Team Erfurter Kommunikationswissenschaftler unter Anleitung von Professor Rössler durchgeführt. Und die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind unerwartet. „Die Meinung der Presse über das Bauhaus war keinesfalls durchweg negativ“, berichtet Professor Rössler. Nach der Gründung des Bauhauses in Weimar und kurz vor dessen Zwangsschließung gab es natürlich schwerste Anfeindungen, die sich auch in deutlich negativer Berichterstattung niederschlugen. „Gropius hatte also recht mit seiner Meinung in Bezug auf die Weimarische Presse – deutschlandweit war das Echo auf das Bauhaus aber überwiegend positiv“. Später gab das Bauhaus sogar eigene Medien (wie die verschiedenen Bauhauszeitschriften und die Reihe der Bauhausbücher) heraus. Solche Corporate Publishing-Produkte haben sich in der heutigen Unternehmenswelt fest etabliert – damals waren sie jedoch ein Novum.
Neben der gezielten Pressearbeit wurden auch publikumswirksame Veranstaltungen wie Feste und Ausstellungen organisiert. Die Bauhausausstellung von 1923 und die Eröffnung des Bauhausgebäudes in Dessau waren gar großangelegte und gut vorbereitete Medienereignisse, die eine deutschlandweite und teilweise internationale Berichterstattung generierten.
Um all diese Aspekte der Medienarbeit geht es Mitte Juni auf der Tagung zum Thema „bauhauskommunikation“: International hochkarätige Referenten sind geladen und werden insgesamt 16 Vorträge bestreiten, darunter unter anderem Prof. Dr. Magdalena Droste (Cottbus/ Berlin), Dara Kiese (Museum of Modern Art, New York), Ute Brüning (Berlin) und Vertreter der Bauhaus-Einrichtungen in Weimar, Dessau und Berlin. Veranstaltet wird das Symposium von einem Team des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft der Universität Erfurt, das selbst auch eigene Forschungsergebnisse präsentiert. In den Vorträgen des Symposiums werden die Facetten der Öffentlichkeits- und Medienarbeit am Bauhaus, darunter die bauhauseigenen Veröffentlichungen, Ausstellungen und deren Medienresonanz untersucht und präsentiert. Zur Veranstaltung erscheint zudem eine umfangreiche Publikation in einer neu aufgelegten Reihe der klassischen »Bauhausbücher«.
Weitere Informationen zum genauen Programmablauf sind auf der Internetseite unter www.bauhauskommunikation.de zu finden. Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei, die vorige Anmeldung zwecks Planung zwingend erforderlich. Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an Corinna Lauerer (Medien-Ansprechpartnerin, Kontaktdaten s.u.).
Forschungsprojekt und Symposium finden in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar statt.
Weitere Informationen/Kontakt:
- +49(0)361/737-4170
- +49(0)361/737-4179
- 0172/3617358
- info@bauhauskommunikation.de
- www.bauhauskommunikation.de