Ein „Maßnahmeplan zur Gewährleistung von Untersuchungen gegen größere Personengruppen, die mit demonstrativ-provokatorischen Handlungen in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten“ des Volkspolizeiamtes und der Kreisstelle für Staatssicherheit in Gotha vom 15. März 1989 regelte in bestem Bürokratendeutsch detailliert das Vorgehen des Staates DDR gegen seine demonstrierenden Bürger. Diese und andere, zum Teil sehr persönlichen Dokumente aus der Zeit der demokratischen Wende übergibt Eckart Hoffmann am 18. März, um 18.15 Uhr, an die Forschungsbibliothek Gotha.
Hoffmann, evangelischer Theologe und Gothaer Superintendent von 1980 bis 1997, trug entscheidend dazu bei, dass in Gotha der friedliche Umbruch ohne Eskalationen stattfinden konnte und berief im Spätherbst 1989 den „Runden Tisch“ ein. Für seine Verdienste wurde er „erster Ehrenbürger der demokratisch geleiteten Stadt Gotha“. „Die Erinnerungen an die bewegte Zeit vor zwanzig Jahren, als die DDR zerfiel, müssen für künftige Generationen bewahrt und zugänglich gemacht werden“, so Hoffmann, von dem bereits ein umfangreiches Buch zur friedlichen Revolution in Gotha vorliegt.
Die Leiterin der Forschungsbibliothek, Dr. Kathrin Paasch, ist hocherfreut über Hoffmanns Gabe. „Die Wende war und ist“, so Paasch, „ein ungeheuer intensiver und emotionaler Abschnitt unseres Lebens. Die Dokumente liefern uns den sachlichen Hintergrund und Stoff für wissenschaftliche Beschäftigung, nicht nur an der Universität Erfurt.“ Zur seit 1900 gepflegten Sammlung zur Gothaer Geschichte und zu Gothaer Persönlichkeiten trete nun, so Paasch, ein weiterer wichtiger Baustein hinzu. Erste Aufgabe werde die konservatorische Sicherung des Materials sein.
Die Übergabe der Dokumentensammlung findet im Rahmen der Vorträge des Freundeskreises der Forschungsbibliothek im Spiegelsaal auf Schloss Friedenstein statt und wird von der in der Vorwendezeit gegründeten Augustin-Jazz-Band musikalisch begleitet. Der Eintritt ist frei.