Sie sind zurück aus Malaysia. Mit unzähligen Eindrücken und dem Gefühl, mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an der Universität Erfurt zu leisten: Mandy Singer-Brodowski (25) und Malo Vidal (29), zwei Mitglieder der AG Nachhaltigkeit der Uni Erfurt, haben ihre Hochschule Ende November an der Universiti Sains Malaysia vertreten - bei einer internationalen Konferenz zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an Hochschulen. 150 Teilnehmer aus aller Welt diskutierten dort über deren Bedeutung im Kontext des Lehr-, Forschungs- und Lebensalltags an Hochschulen.
Die beiden Erfurter waren als einzige Studierende eingeladen, um dem Fachpublikum das studentisch organisierte Seminar „Sustainability“ (Nachhaltigkeit) vorzustellen, das seit 2006 im Rahmen des „Studium Fundamentale“ an der Universität Erfurt angeboten wird. Organisator der Konferenz war der UNESCO Chair Higher Education for sustainable development (Lehrstuhl für Bildung zur nachhaltigen Entwicklung an Hochschulen), in persona Prof. Dr. Gerd Michelsen von der Universität Lüneburg.
„Für uns war es wichtig, zu zeigen, dass die studentische Selbstorganisation von Lehrangeboten wie das Seminar „Sustainability“ an der Uni Erfurt eine große Chance sein kann. Wir machen hier in Erfurt etwas, das von Mitwirkung und Kreativität lebt, etwas ganz Besonderes aus meiner Sicht, das funktioniert und sich seit Jahren selbst trägt“, sagt Mandy Singer-Brodowski. Das Prinzip ist dabei denkbar einfach:
Im Seminar treten Studierende als Organisatoren ihrer eigenen Lehrveranstaltung auf. Und dabei sind ausgeklügelte Organisationsstrukturen, Kreativität und ein hohes Maß an Motivation gefragt. Eine öffentliche Ringvorlesung bildet den Anfang. Später erproben die Studierenden in Kooperation mit außeruniversitären Partnerorganisationen in praktisch ausgerichteten Projektgruppen selbst Modelle der Bildung für nachhaltige Entwicklung und erwerben berufsrelevante Schlüsselkompetenzen. Dieses Seminar ist ein offiziell anerkanntes Projekt der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung und für die Universität Erfurt ein Best-Practice-Beispiel für das sogenannte Service Learning, also das Lernen durch den Dienst an der Gesellschaft.
Bei der Konferenz in Malaysia sollte einmal aus studentischer Perspektive gezeigt werden, wie eine erfolgreiche Umsetzung solcher Konzepte an Hochschulen - vor allem anhand von alternativen Lernformaten - möglich ist. Singer-Brodowski: „Die Selbstorganisation der Studierenden schafft nicht nur eine hohe Motivation zur Auseinandersetzung mit der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung, sondern auch eine große persönliche Identifikation mit nachhaltigen Lebens-, Kommunikations- und Konsumstilen“.
Auch die beiden Vize-Präsidentinnen der Universität Erfurt, Prof. Dr. Andrea Schulte und Prof. Dr. Myriam Wijlens, die die Reise der beiden „Botschafter“ zur Konferenz in Malaysia finanziert haben, sind stolz auf ihre engagierten Studierenden. Ein Wermutstropfen bleibt für Mandy Singer-Brodowski und Malo Vidal am Ende aber doch: der Flug nach Malaysia selbst. „Mit der CO2-Emission und dem ökologischen Fußabdruck einer halben Weltreise konterkariert er natürlich einen wirklich nachhaltigen Lebensstil. Wir sollten immer daran denken: Nachhaltig leben fängt immer bei uns selbst an.“