Vom 23. bis 25. Oktober 2009 fand an der Universität Erfurt der Zukunftsworkshop „Vision Uni – studentische Ideen für die Hochschule von morgen“ statt. Studierende aus ganz Deutschland debattierten ein Wochenende lang über die Zukunft der Hochschullandschaft und brachten ihre persönlichen Visionen ein. Neben neuen Studienmodellen ging es u. a. um die Vereinbarkeit von Leben und Studium. Anlass für den Workshop war das Jubiläum der Universität Erfurt: 15 Jahre Wiedergründung und 10 Jahre Studienbetrieb.
Studentin Isabell Marie Popescu aus Saarbrücken ist froh, dass Raum geschaffen wurde, um über die Entwicklung der Hochschullandschaft in Deutschland zu diskutieren. „Ich glaube, dass man mit solch einer Sache viel verändern kann. Der einzige Weg für Verbesserungen ist, darüber zu reden.“
Die Studierenden entwickelten Visionen zu folgenden Themenschwerpunkten:
- Vereinbarkeit von Leben und Studium
- Wettbewerb und Ökonomisierung der Hochschulen
- Studienmodelle der Zukunft – Spezialist vs. Generalist
Nach angeregten Diskussionen haben sich die Workshopteilnehmer für die Universität als Lebensraum ausgesprochen, der in der Region fest verankert ist. Studierende sollten als mündige Teilnehmer der Hochschule gesehen werden, die mitbestimmen müssen, ihre Rechte auch aktiv wahrnehmen und Forschung aktiv mitgestalten dürfen. Die Universität soll ein aktives Mitglied der Gesellschaft sein, genauso wie der Student ein aktives Mitglied der Universität sein soll.
Ökonomisierung hingegen ist keine Zukunftsvision für die Workshopteilnehmer. Viel eher müsse man den Begriff des Wettbewerbs als Vergleichbarkeit definieren. Diese sollte zur Verbesserung der Qualität der Lehre führen – jedoch nicht aus ökonomischen Gründen. Die Visionen einer Zukunftsuniversität der Studierenden sind unabhängig von Einflüssen der Wirtschaft. Bedürfnisse sollten vielmehr an den Studierenden orientiert sein. Zudem sollte eine Profilbildung von jeder Hochschule angestrebt werden. Wenn für den Studenten klar einsehbar ist, welches Profil eine Hochschule hat, zwingt der Wettbewerb die Hochschulen zur Verbesserung. Es sollte zwar weiterhin Volluniversitäten geben, jedoch müsse nicht jedes Bundesland jedes Fach vorhalten können. Laut den Studierenden soll ein transparenter Wettbewerb im Hinblick auf eine qualitativ hochwertige Wissenschaft und Lehre geschaffen werden, welcher nicht finanziell intendiert ist.
Auch über die Studienmodelle der Zukunft gab es spannende Debatten. Letztendlich sehen die Studierenden Bachelor-Absolventen als Generalisten, mit einer akademischen Basis, und Master-Absolventen als Spezialisten, mit einer akademischen Vertiefung. Generalisten besitzen nach ihrer Ausbildung die notwendige Methodenkompetenz, sowohl fachspezifisch als auch allgemein, auf Basis einer breiten Allgemeinbildung, mit der sie für das Berufsleben beste Voraussetzungen haben. In den Studienordnungen sollte in Zukunft die Methodenkompetenz formell verankert werden, bei einer gleichzeitigen fachlichen Entschlackung des Bachelor-Studiums. Eine Erweiterung der Perspektiven kann nur durch Interdisziplinarität stattfinden. Der Bachelor bietet mit seiner generalistischen Weitsicht eine Grundlage für die Spezialisierung im Master.
„Visionen umzusetzen bedeutet, aus den Visionen konkrete Ziele zu entwickeln und diese dann Schritt für Schritt anzupassen und zu erreichen. Nun liegt es an den Hochschulen, die Visionen gemeinsam mit ihren Studierenden in die Tat umzusetzen“, so Johannes Bräun, Student der Universität Rostock und Teilnehmer des Zukunftsworkshops.
Den Studierenden aus ganz Deutschland stand beim Zukunftsworkshop eine Jury zur Seite, die neben Alumni der Universität Erfurt, einem Mitarbeiter des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), auch mit Universitätspräsident Prof. Dr. Kai Brodersen besetzt war. „Die Universität Erfurt hat zu ihrem kleinen Jubiläum nicht nur zurück, sondern auch nach vorne schauen wollen. Die Diskussionen mit Studierenden aus ganz Deutschland haben interessante Ideen gefördert – und gezeigt, dass die Universität Erfurt auf dem richtigen Weg ist“, so Brodersen.
Weitere Informationen / Kontakt:
http://www.uni-erfurt.de/zukunftsworkshop
Christiane Bähr
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- zukunftsworkshop@uni-erfurt.de