Universität Erfurt

Christliche Lebensführung als Thema der theologischen Ethik: Pressemitteilung Nr.: 166/2009 - 15.09.2009

Dr. Christof Mandry, ehemaliger Mitarbeiter des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt, übernimmt zum Semesterbeginn für ein Jahr die Vertretungsprofessur für Professor Dr. Jürgen Manemann, der die Leitung des Instituts für Philosophie in Hannover übernimmt sowie die Vertretung des Lehrstuhls für Christliche Sozialwissenschaft von Professorin Dr. Elke Mack, die sich in Elternteilzeit befindet.

Mandry (Jg. 1968) hat am Max-Weber-Kolleg u.a. zu „Europa als Wertegemeinschaft. Religiöse Wertüberzeugung als Ressource für politische Identität“ im Kontext des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Verbundprojektes „Mobilisierung von Religion in Europa“ geforscht. Im April 2009 wurde er erfolgreich an der Katholisch-Theologischen Fakultät habilitiert und hat vor kurzem seine Antrittsvorlesung zum Thema „Christliche Lebensführung als Thema der theologischen Ethik“ gehalten. In einem der am stärksten säkularisierten Gebiete der Welt, nämlich in Ostdeutschland, ist die Frage nach einer christlichen Lebensführung keine selbstverständliche. Gerade darum lohnt es sich aber, über diese Frage nachzudenken.

Sein Leben zu führen, ist scheinbar keine ganz einfache Sache, betrachtet man die Fülle an Ratgeberliteratur, die einem hierzu behilflich sein will. Wozu hier noch zusätzliche Hinweise aus der theologischen Ethik? Dass Religion eine wichtige Rolle in Krisen- und Übergangssituationen spielt (Geburt, Heirat, Tod), mag den meisten noch einleuchten, aber was soll christliche Lebensform im Alltag bedeuten? Hier kommt ein alter Begriff ins Spiel, nämlich die Tugend. Der Tugendhafte richtet sein Leben auf das Gute aus und erreicht damit nebenbei ein glücklich zu nennendes Leben. Bei der Ethik der Lebensführung geht es um die individuelle Identität, also um die persönliche Identifikation mit Idealen und Überzeugungen und einen eigenen Lebensentwurf und das Verhältnis zu anderen. Anhand der biblischen Geschichte vom jungen Mann, der das ewige Leben gewinnen möchte und dem Jesus sagt, dass er die Gebote, speziell das der Nächstenliebe, halten muss und seinen ganzen Besitz den Armen geben soll, zeigt Mandry die Gestalt und Radikalität einer christlichen Lebensführung auf: Die Gebote zu halten, also soziale Verantwortung zu übernehmen, ist wichtig für eine christliche Lebensführung. Und der Umgang mit Besitz im Sinne von Gerechtigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle. Und schließlich besteht ein Anspruch auf Vollkommenheit in Bezug auf die Nachfolge Jesu. Eigentum darf in dieser Perspektive kein Letztziel sein, sondern soll den Armen dienen. Sozialpflichtigkeit und soziale Gerechtigkeit sind gerade in Zeiten von Finanzkrisen ein weiterhin aktuelle Themen – nicht nur für Theologen.

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