Am 4. August 2009 feiert die Forschungsbibliothek Gotha die Rückkehr eines ihrer mittelalterlichen Spitzenstücke, des so genannten Gothaer Stundenbuches. Diese um 1500 in Paris geschriebene Handschrift zählt zu den Büchern, die von den 1930er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aus Gotha verkauft worden sind. Diese Verkäufe haben große Lücken in den herausragenden historischen Buchbestand gerissen. Eine dieser Lücken konnte nun dank der großzügigen Unterstützung durch die Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung und des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geschlossen werden.
Gleichzeitig mit der Präsentation des Gothaer Stundenbuches legt die Forschungsbibliothek auch neueste Forschungsergebnisse zu seiner Ausstattung und zum Verkauf weiterer Spitzenstücke der Sammlung in Band 312 der PATRIMONIA-Reihe der Kulturstiftung der Länder vor. Diese Publikation wurde großzügig durch die Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha ermöglicht.
Das Gothaer Stundenbuch ist eine reich illustrierte lateinische Handschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts. Es umfasst 141 Blatt und ist 18,5 x 13 cm klein. Die Pergamenthandschrift wurde in einen purpurfarbenen Samteinband gebunden und ist ein kostbares Zeugnis mittelalterlicher Frömmigkeit. Die 24 Kalenderminiaturen wurden vom so genannten Meister der Philippa von Geldern gemalt. Ganzseitige, prachtvolle Illustrationen werden dem so genannten Gotha-Meister zugeschrieben. Wem das Gothaer Stundenbuch im Mittelalter gehörte, ist unbekannt, Stundenbücher waren in dieser Zeit Bestseller und wurden vom reichen und lesekundigen Adel als private Andachtsbücher genutzt. Das Gothaer Stundenbuch wurde vermutlich unter der Regentschaft von Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (gest. 1804) für seine private Bibliothek auf Schloss Friedenstein erworben und schließlich 1939 veräußert. Nun kehrt es nach Gotha zurück und erhält seinen Platz in der reichhaltigen Sammlung an mittelalterlichen Handschriften der Forschungsbibliothek.
Zur Präsentation des Stundenbuches am 4.8.2009, 18.15 Uhr, im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek, sprechen die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Isabel Pfeiffer-Poensgen, der Geschäftsführer der Ernst von Siemens Kunststiftung, Prof. Dr. Joachim Fischer, der Vertreter des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Ministerialdirigent Dr. Michael Roik, Vorstandsmitglied der Regionalstiftung der Kreissparkasse Gotha, Jörg Krieglstein, sowie der Präsident der Universität Erfurt, Prof. Dr. Kai Brodersen und der Staatssekretär im Thüringer Kultusministerium, Prof. Dr. Walter Bauer-Wabnegg. Den Festvortrag unter dem Titel „Ein Kleinod kehrt nach Gotha zurück. Das Gothaer Stundenbuch“ hält die Leiterin der Handschriftenabteilung der Forschungsbibliothek, Cornelia Hopf.