Universität Erfurt

Erste Habilitation am Max-Weber-Kolleg: Pressemitteilung Nr.: 129/2009 - 02.07.2009

Das erste Habilitationsverfahren ist jetzt am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt erfolgreich abgeschlossen worden. Am 22. Juni 2009 hat Austin Harrington mit einem Vortrag zum Thema „Simmel und die Religionssoziologie“ die mündliche und damit abschließende Habilitationsleistung für sein Habilitationsverfahren erfolgreich erbracht und somit die Lehrbefähigung für das Fach Soziologie erworben.

Austin Harrington, geb. 1970 und britischer Staatsbürger, hat nach Studien in Cambridge, Tübingen und Paris in Oxford promoviert, war wissenschaftlich tätig in Wien, Florenz, Berlin, Los Angeles und ist seit 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Weber-Kolleg. Seine Habilitationsschrift „Europa in Weimar. German Intellectuals and the Idea of the West, 1914-1933“ befasst sich mit den Vorstellungen über Europa und die westliche Welt, die in der Schlussphase des Ersten Weltkriegs und während der Weimarer Republik von deutschen Intellektuellen entwickelt worden waren. Zu diesen gehören Max und Alfred Weber, Ernst Troeltsch, Max Scheler, Karl Jaspers, Georg Simmel, Ernst Robert Curtius und Karl Mannheim, die im Mittelpunkt seiner Untersuchung stehen. Er interessiert sich dabei besonders für den Diskurs über Gemeinsamkeiten Europas und das Verhältnis Deutschlands zum Westen. Dabei rekonstruiert er in ideen- und wissenschaftsgeschichtlicher Weise diesen Diskurs und kann auf diese Weise andere bisher gängige Deutungen dieser Zeit, wie beispielsweise die im Kontext der „Sonderwegsthese“ entstandenen, zurückweisen.

Zugleich zeigt er in den Reflexionen der von ihm behandelten Autoren Potentiale von höchster Aktualität und stellt somit mit dieser Arbeit die Potentiale der historischen Soziologie eindrucksvoll unter Beweis. Er grundiert mit dieser Arbeit gegenwärtige Versuche, die kulturellen Werte Europas und Europas Identität zu bestimmen. Sie gibt Hinweise für eine nichteurozentrische, global orientierte Sozialwissenschaft und Geschichtsschreibung und kann durch eine historisch distanzierende Erörterung europäischer Krisendiskurse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer stereotypen Wiederholung solcher Krisensemantik entgegenwirken.

Mit dieser Arbeit hat Austin Harrington, wie einer der Gutachter, Professor Donald N. Levine von der University of Chicago, festhält, „an exceptional piece of work“ geliefert, also eine außergewöhnliche und beeindruckende Leistung, wobei Levine noch hinzufügt, dass eine solche Habilitation auch ein besonderes intellektuelles Umfeld, das von Interdisziplinarität geprägt ist, für seine Entstehung benötigt, wie es das Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien ist. „Wir sind sehr stolz, diese Arbeit am Max-Weber-Kolleg begleitet zu haben“, so Dekan Hans Joas, der auch Betreuer dieser Arbeit war. Sie wird voraussichtlich bei Cambridge University Press in 2010 als Buch erscheinen.

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