Universität Erfurt

Krise – Die Schöpferin des Neuen?: Pressemitteilung Nr.: 123/2009 - 26.06.2009

„Krise - Die Schöpferin des Neuen“ ist das Thema der Ringvorlesung von Prof. Dr.-Ing. Heinrich Kill am kommenden Dienstag (30. Juni) um 18 Uhr im AudiMax der Fachhochschule in der Altonaer Straße 25.

 

In dem Vortrag des Präsidenten der Fachhochschule geht es vor allem um die Frage, ob eine Krise (des Gesamtsystems) Voraussetzung für die Durchsetzung von Innovationen ist (und in wieweit hier Zyklen identifizierbar sind, z.B. Kondratieff) oder ob die Durchsetzung von Innovationen (in Subsystemen) Krisen (im alten Gesamtsystem) auslöst (Innovation und schöpferische Zerstörung nach Schumpeter).

„Krisen sorgen für Verunsicherung. Sie schüren Ängste und Perspektivlosigkeit. Doch Krisen haben auch einen produktiven Kern: Sie zwingen Menschen, Gewohntes zu überdenken, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Lösungen zu suchen“, so Professor Kill. Genau das geschehe gerade. Als Beispiel führt der Professor für Verkehrssystemgestaltung den Bereich der Automobilherstellung an. „Jahrelang haben deutsche Autohersteller die Entwicklung spritsparender Autos vertrödelt und die deutschen Verbraucher haben immer leistungsstärkere Autos gekauft. Während die Japaner schon Ende der Neunzigerjahre Hybridautos in großer Stückzahl auf den Markt brachten, zogen sich die deutschen Wettbewerber von dieser Technologie zurück und hofften, ihre traditionellen Produktkonzeptionen beibehalten zu können, indem sie (irgendwann) Benzin bzw. Diesel durch Wasserstoff zum Betrieb der Verbrennungsmotoren ersetzen können“. Erst jetzt, wo der Absatz ihrer überzüchteten Produkte ebenso wie der Stückgewinn einbreche, wachten die deutschen Autohersteller auf und erinnerten sich nun nicht nur an machbare alternative Antriebskonzepte sondern auch an neue Fahrzeug- und Mobilitätskonzepte. Am besten stünden in der aktuellen Schwächeperiode daher die Unternehmen da, die in guten Zeiten ihre Hausaufgaben gemacht hätten. „Konkret heißt dies, Gewinne wurden nicht ‚ausgekehrt’, sondern die Eigenkapitalausstattung wurde verbessert und ein Liquiditätspolster angelegt. Vor allem aber haben sie in Forschung und Innovationen investiert und damit einerseits ihre traditionellen Produkte verbessert und andererseits neue Produktionsmethoden oder sogar neue Produkte entwickelt“, so Kill. Die Geschichte liefere eine Reihe von Beispielen davon, dass in Folge von wirtschaftlichen und/oder gesellschaftlichen Krisen technologische Innovationsschübe erfolgten. Von dem russischen Ökonom Niklolai D. Kondratieff wurden diese periodisch auftretenden Strukturbrüche in den 20er Jahren in einer Theorie der langen Wellen in einen kausalen Zusammenhang mit dem Aufkommen von sogenannten Basisinnovationen gebracht. „Dies zeigt, dass das Begriffspaar ‚Krise’ und ‚Innovation’ ambivalent ist. Innovationen können also ihrerseits mitverantwortlich für die Krise sein. So haben die Banken in der letzten Zeit viele ‚innovative Produkte’ auf den Markt gebracht - die schließlich die Finanzkrise auslösten“, so Kill.

Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt, dem Förderverein der Fachhochschule und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. sowie dem HELIOS-Klinikum Erfurt veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Der Soziologe Prof. Dr. Frank Ettrich von der Universität und der Politologe Prof. Dr. Wolf Wagner von der Fachhochschule haben die Reihe gemeinsam konzipiert. Der langjährige Mitorganisator Wolf Wagner wird sich mit der Ringvorlesung und seinem Vortrag am 7. Juli zugleich verabschieden.

Nächster Termin der Reihe:
7. Juli 2009, 18 Uhr, AudiMax der Fachhochschule, „Die Profiteure der Krise - Krise und Politik“, Prof. Dr. Wolf Wagner, Fachhochschule Erfurt

Nach oben

Navigation

Werkzeugkiste