Universität Erfurt

Erste Ehrendoktoren an der Katholisch-Theologischen Fakultät: Pressemitteilung Nr.: 94/2008 - 02.06.2008

Erstmals in ihrer über 50jährigen Geschichte verleiht die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Erfurt am Mittwoch, dem 4. Juni 2008, die Ehrendoktorwürde. Eine solche Würde wird nur an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Wissenschaft in besonderer Weise verdient gemacht haben. Für die Fakultät sei die Vergabe des Doctor honoris causa deshalb ein bedeutsamer akademischer Akt, mit dem man sich bewusst Zeit gelassen habe, so der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Benedikt Kranemann.

Die Fakultät hat sich im vergangenen Jahr entschlossen, drei Theologen auszuzeichnen, die auf ganz unterschiedliche Weise die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils in Deutschland unterstützt und begleitet haben. Mit Prof. em. Dr. Peter Hünermann, Prof. em. Dr. Klemens Richter und P. Augustin Schmied verleihen die Erfurter Theologen die Ehrendoktorwürde an drei Persönlichkeiten, die in sehr unterschiedlicher Weise an der Konzilsrezeption beteiligt waren. Eigene profilierte Forschung, weit beachtete wissenschaftliche Publikationen und eine Lehrtätigkeit, die mehrere Theologengenerationen geprägt hat, charakterisieren in unterschiedlicher Weise die drei Theologen. Für die innerkirchliche Reformarbeit, die Ökumene und auch den Dialog zwischen den Religionen haben sie sich eingesetzt. Die Konzilsbeschlüsse auf die Zeichen der Zeit hin immer wieder neu zu buchstabieren, haben sich die Theologen mit sehr unterschiedlichem Herkommen und unterschiedlichem wissenschaftlichen Interesse zu einem zentralen Anliegen gemacht. Ihre wissenschaftliche Arbeit sei ein Impuls, sich immer wieder jener Theologie und jenem Reformprogramm zu stellen, die sich mit dem Konzil verbinden. Dass das ein alles andere als einfacher Weg ist, macht das Thema des Festvortrags deutlich, den Peter Hünermann halten wird: "Das II. Vatikanum und seine Rezeption. Anmerkungen zu einem dornenvollen Thema". Durch die Verleihung der Ehrendoktortitel wolle die Fakultät, so Dekan Kranemann, Engagement und Geisteskraft dieser Theologen würdigen. Sie wolle zugleich deutlich machen, was die Basis der eigenen Arbeit sei. Der Dekan hob zudem hervor, alle drei Theologen seien mit der Theologischen Fakultät Erfurt und der Kirche in der Region eng verbunden. Peter Hünermann gehörte dem Strukturausschuss der Gründungskommission der Universität Erfurt an und zählte früh zu den Befürwortern einer Integration der Fakultät in die Universität. Der Leipziger Klemens Richter hat sich als Professor an der Universität Münster mit vielen Initiativen und hohem persönlichen Engagement für Kirche und Theologie in der DDR eingesetzt. P. Schmied prägte über viele Jahre die "Theologie der Gegenwart", jene Zeitschrift, die heute die Erfurter Fakultät herausgibt.

Der Festakt anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürden findet am Mittwoch, dem 4. Juni 2008, um 19.00 Uhr im Coelicum, Domstr. 10, statt. Interessenten werden gebeten, sich beim Dekanat anzumelden (Tel. 59077-0). Auch die Presse ist zu diesem Termin herzlich eingeladen.

Kurzporträts der Ehrendoktoren


Prof. Dr. Peter Hünermann, geb. 1929 in Berlin, studierte von 1949-1958 Philosophie und Theologie in Rom. 1955 wurde er zum Priester geweiht. 1958 wurde Hünermann zum Doktor der Theologie promoviert. Es schlossen sich Jahre seelsorglicher Tätigkeit in Mönchengladbach und Aachen an, bevor der Theologe von 1961-1967 seine Studien in München und Freiburg i.Br. fortsetzen konnte. 1971 wurde Hünermann auf den Lehrstuhl für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster berufen, den er bis 1982 innehatte. Im selben Jahr nahm er einen Ruf auf den Lehrstuhl für Dogmatik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen an, auf dem er bis zu seiner Emeritierung 1997 forschte und lehrte. Hünermann nahm zahlreiche Ehrenämter wahr. So war er seit 1973 Vorsitzender des Stipendienwerkes Lateinamerika-Deutschland e.V. Von 1985 - 2002 war er Präsident des Katholischen Akademischen Ausländerdienstes. Von 1989-1995 wirkte er als Gründungspräsident der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie, deren Ehrenpräsident er seit 1995 ist. 1983 war Hünermann Honorarprofessor an der Universidad Catolica Boliviana in Cochabamba. 1993 wurde er Mitglied im Strukturausschuss der Gründungskommission der Universität Erfurt. Seit 1999 ist er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Istituto delle Scienze Religiose, Bologna. Hünermann hat die Ehrendoktorwürde der Universidad Catolica Boliviana, Cochabamba, der Pontificia Universidad Católica Argentina, Buenos Aires, und der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br., erhalten. Peter Hünermann hat ein breites literarisches Werk mit zahlreichen Monographien und einer Vielzahl von Aufsätzen geschaffen, mit dem er sich immer wieder in aktuelle theologische und kirchliche Debatten eingemischt hat. Einige Titel - Monographien und Sammelbände -aus den letzten Jahren dokumentieren das breite Forschungsinteresse: "Offenbarung Gottes in der Zeit. Prolegomena zur Christologie" (Münster 1989), "Lateinamerika und die Katholische Soziallehre. Ein lateinamerikanisch-deutsches Dialogprogramm", Bde. 1-3 (Mainz 1993), "Das neue Europa. Herausforderungen für Kirche und Theologie" (Freiburg/Br. 1993), "Jesus Christus - Gottes Wort in der Zeit" (Münster 1994), "Ekklesiologie im Präsens" (Münster 1995), "Gott - ein Fremder in unserem Haus? Die Zukunft des Glaubens in Europa" (Freiburg/Br. 1996), "Das II. Vatikanum - Christlicher Glaube im Horizont globaler Modernisierung" (Paderborn 1998), "Dogmatische Prinzipienlehre: Glaube - Überlieferung - Theologie als Sprach- und Wahrheitsgeschehen" (Münster 2003) und die Erweiterung und Übersetzung des Quellenwerkes von Heinrich Denzinger, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen (zuletzt 40. Aufl. Freiburg/Br. 2005). Zuletzt hat Hünermann durch die Herausgabe des mehrbändigen Werkes "Herders Theologischer Kommentar zum Zweiten Vatikanischen Konzil" (Freiburg/Br. 2004) den wohl für lange Zeit maßgeblichen Kommentar zu den Konzilsdokumenten herausgegeben.

Prof. Dr. Klemens Richter, geb. 1940 in Leipzig, studierte Katholische Theologie, Germanistik, Geschichte und Publizistik in Münster und Wien. In den Jahren 1965/70 arbeitete er zunächst als Dozent an der Katholisch-Sozialen Akademie des Bistums Münster Franz-Hitze-Haus. Mit dem Lizentiat der Theologie setzte er 1969 die akademische Laufbahn fort; 1972 folgte die theologische Promotion an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster. Seit 1970 nahm Richter verschiedene Funktionen an der Universität Münster wahr: Er war wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Liturgiewissenschaft, Akademischer Rat für Hochschuldidaktik und Religionspädagogik und Akademischer Oberrat für Praktische Theologie (Liturgiewissenschaft und Curriculumrevision). 1982 wurde er zum Professor für Liturgiewissenschaft berufen, 1984 Direktor des Seminars für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Lehraufträge und Vertretungsprofessuren führten ihn an verschiedene Hochschulen im In- und Ausland. Mehrfach hielt er Vorlesungen in Israel. Von 1975-1979 wirkte er als Dozent für Pastoralliturgie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Franziskaner und Kapuziner in Münster. Seit Juli 2005 ist der Liturgiewissenschaftler emeritiert, der als einer der ersten seines Faches als Laie auf einen entsprechenden Lehrstuhl berufen wurde. Klemens Richter hat sich vielfältig neben der Forschungs- und Lehrtätigkeit engagiert. In den Jahren 1993-1996 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster. Von 1990-1998 wirkte er als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Liturgikdozentinnen und -dozenten im deutschen Sprachbereich und gab diesem Fachverband ein deutliches interdisziplinäres Profil. Als Präsidiumsmitglied der katholischen Pax Christi-Bewegung der Bundesrepublik Deutschland engagierte er sich von 1970-1080 in Politik und Kirche für die Christen in der DDR und Osteuropa, aber auch für die Versöhnung mit Israel. Richter hat ein sehr umfangreiches publizistisches Werk geschaffen, das sowohl in der wissenschaftlichen Welt wie auch in der breiteren Öffentlichkeit auf große Akzeptanz gestoßen ist. Sein Interesse gilt vor allem Fragen von Theologie und Praxis des Gottesdienstes. Aus den letzten Jahren sind vor allem Sammelbände zu nennen, die Richter (mit)herausgegeben hat, so "Gott feiern in nachchristlicher Gesellschaft. Die missionarische Dimension der Liturgie" (Stuttgart 2000), "Das Opfer. Biblischer Anspruch und liturgische Gestalt" (Freiburg/Br. 2000, 2. Auflage 2001), "Liturgiereform - eine bleibende Aufgabe. 40 Jahre Konzilskonstitution über die heilige Liturgie" (Münster 2004) und "Dem Konzil voraus. Liturgie im Bistum Münster auf dem Weg zum II. Vatikanum" (Münster 2004).

P. Augustin Schmied CSsR, geb. 1932 in Deutsch Wernersdorf (Sudetenland), gehört seit 1952 der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen an. Er studierte von 1952 bis 1957 Theologie und Philosophie an der ordenseigenen Hochschule in Gars am Inn. Nach der Priesterweihe 1957 schlossen sich weiterführende Studien an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck an. Seit 1962 dozierte P. Schmied an der Hochschule in Gars, wo er von 1967 bis 1971 als Professor für Dogmatik und Fundamentaltheologie wirkte. Eine bedeutende Rolle spielte er in der theologischen Aus- und Fortbildung an verschiedenen philosophisch-theologischen Hochschulen, am Institut für Lehrerfortbildung in Gars und an der Katholischen Akademie Domschule Würzburg. Vor allem ist sein Engagement für "Theologie im Fernkurs" hervorzuheben, ein theologisches Studienangebot, das im deutschen Sprachgebiet für mehrere Generationen richtungsweisend war und insbesondere dem deutschen Katholizismus vielfältige Impulse gegeben hat. P. Schmied hat über viele Jahre dazu beigetragen, dass sich die Zeitschrift "Theologie der Gegenwart" zu einem profilierten Ort der Vermittlung wissenschaftlicher Theologie entwickelt hat. Er hat in eigenen Aufsätzen komplizierteste theologische Inhalte einem breiten Publikum erschlossen und die jeweils aktuelle theologische Diskussion durch kritische Rezensionen begleitet. Neben zahllosen Rezensionen und vielen Aufsätzen, die auch zu strittigen Fragen in Theologie und Kirche immer wieder profiliert Stellung bezogen haben, seien aus den Buchpublikationen der letzten Jahre die Monographie "Dem Leben auf der Spur. Jesus als Herausforderung und Ermutigung" (Würzburg 1990) und der von ihm mitherausgegebene Band "50 Jahre ‚Das Gesetz Christi'. Der Beitrag Bernhard Härings zur Erneuerung der Moraltheologie" (Münster 2005) genannt.

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