Universität Erfurt

Forschungsreisen. Das Fremde als Exoticon : Pressemitteilung Nr.: 68/2008 - 25.04.2008

„Reiseberichte erzählen nicht nur von Grenzüberschreitungen; sie vollziehen selbst Grenzgänge“, so Wolfgang Struck, „Grenzgänge zwischen Erfahrung und Sinn, Poesie und Wissen, Fiktion und Dokumentation, Text und Welt, zwischen der rhetorischen Strategie der ‚evidentia’, des Vor-Augen-Stellens einer ‚als-ob‘-Wirklichkeit, und der philosophischen und naturwissenschaftlichen Evidenz als Grundlage moderner Wissensproduktion“. Der Professor für neuere Literaturwissenschaft an der Universität Erfurt wird die Ringvorlesung am kommenden Dienstag (29. April) im Erfurter Rathausfestsaal zum Thema „Forschungsreisen. Das Fremde als Exoticon“ bestreiten.

„Das Reisen ist nicht nur häufig der Auslöser literarischer - und anderer künstlerischer - Fiktionen, sondern es bildet auch eine grundlegende Metapher für die poetischen Verfahren und für die ‚Aufschreibesysteme’, in denen Räume modelliert und in Kategorien des ‚Eigenen’ und des ‚Fremden’ definiert werden; Verfahren, die keineswegs auf die Fiktion beschränkt bleiben, sondern wiederum etwa auf - auch wissenschaftliche - Ethno- und Geo-Graphien zurückwirken“, so Struck. Die Räume kultureller Fremde und - mehr noch - die Räume, die vermeintlich jenseits jeder Kultur - etwa als „blank spaces“ - lokalisiert seien, eröffneten einen Spielraum zwischen der wissenschaftlich zu vermessenden Realität und den in Mythen verankerten Phantasmen. Diesen Spielraum möchte der Literaturwissenschaftler in drei historischen Momentaufnahmen abschreiten, die sich mehr oder weniger bekannter Forschungsreisen aus dem 17., dem 19. und dem 20. Jahrhundert zuwenden.

Der Literatur- und Medienwissenschaftler Wolfgang Struck ist seit 2006 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Erfurt. Er studierte in Kiel und Tübingen Ältere und Neuere deutsche Literatur, Philosophie und Physik. Vor seiner Berufung nach Erfurt forschte und lehrte Struck in Konstanz, Kiel und Charlottesville, Virginia (USA). Er veröffentlichte bislang zu Literatur, Film- und Fernsehgeschichte und Theorie u.a. „Konfigurationen der Vergangenheit. Deutsche Geschichtsdramen im Zeitalter der Restauration“ und „Körpereinsatz. Das Kino der Kathryn Bigelow“. Demnächst erscheint „Die Eroberung der Phantasie. Kolonialismus, Literatur und Film zwischen Deutschem Kaiserreich und Weimarer Republik“.

Die gemeinsame Ringvorlesung von Universität und Fachhochschule Erfurt im Sommersemester 2008 steht unter dem Titel „Das Fremde - Faszination und Bedrohung“. Die mit Unterstützung der Stadtverwaltung Erfurt und der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. veranstaltete und von der Thüringer Allgemeine präsentierte populäre Reihe bietet jeweils dienstags (Beginn 18.00 Uhr) im Rathausfestsaal in insgesamt 12 Veranstaltungen Vorträge von Professoren und weiteren Experten aus unterschiedlichen Bereichen.

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