Universität Erfurt

„Religionskontroversen im Verfassungsstaat“ : Pressemitteilung Nr.: 32/2008 - 12.02.2008

Die Polemik um die Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI., die Kontroversen um den Religionsbezug in der Präambel der Europäischen Grundrechtscharta oder die Auseinandersetzungen um die ‚Satantischen Verse’ Salman Rushdies und die Karikaturen des Propheten Mohammed zeigen: in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit wird wieder um Religion gestritten. „Ihren Ausgang nehmen die neuen Religionskontroversen in der Regel in lokal oder situativ begrenzten Konflikten, deren Streitpotential den jeweiligen Entstehungskontext gleichwohl übersteigt und breite gesellschaftliche Kreise zu mobilisieren vermag“, so Professor Dr. Hans G. Kippenberg, Religionswissenschaftler vom Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Die Intensität der Kontroversen lasse erkennen, dass nicht allein religionsrechtliche und -politische Details fraglich geworden seien, sondern „fundamentale gesellschaftliche Ordnungsentscheidungen, ja die normativen Grundlagen der Gesellschaft berührt werden“.

Eine Fachtagung am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien widmet sich vom 14. bis 16. Februar 2008 dem Thema „Religionskontroversen im Verfassungsstaat. Im Rahmen der Tagung wird zu einem öffentlichen Abendvortrag am Donnerstag, dem 14. Februar um 19 Uhr in den Hörsaal des Kollegs am Hügel 1 eingeladen. Prof. Dr. David Nirenberg aus Chicago referiert "Zur Regensburger Rede von Papst Benedikt XVI. Kulturkampf in Europa im ausgehenden 20. Jahrhundert?“. Der Vortrag wird in englischer Sprache gehalten.

Die Tagung wird in systematischer Perspektive nach dem Konflikt- und Wertfindungspotential religiöser Semantiken sowie dem Vergesellschaftungspotential von Religionskontroversen fragen und die jüngeren Konflikte und Kontroversen um Religion in der europäischen Religions- und Verfassungsrechtsgeschichte verorten. Ausgehend von den europäischen ‚Kulturkämpfen’ des 19. Jahrhunderts bis hin zu den zahlreichen Kontroversen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts sollen einzelne Religionskontroversen exemplarisch rekonstruiert und analysiert sowie unter dem Gesichtspunkt religionsrechtlicher Konvergenz betrachtet werden, wobei die Teilnehmer aus unterschiedlichen Disziplinen kommen und religionswissenschaftliche mit rechtswissenschaftlichen und soziologischen Perspektiven zusammenführen werden.

Erörtert werden (neben den erwähnten Streitthemen) auch die ‚Klerikalismus’-Debatten in Polen nach 1989, der Streit um den rechtlichen Status religiöser Organisationen in Deutschland und den USA sowie um den Körperschaftsstaus von Religionsgemeinschaften in Deutschland, die Auseinandersetzungen um den Religions- und Werteunterricht, die Modelle der Beziehung von Staat und Kirche und die korrespondierenden Konflikttypen, Gerichte als Arenen religiöser Anerkennungskämpfe und die Kontroversen um das Kopftuch von Lehrerinnen und Schülerinnen in Deutschland und Frankreich. Der Schwerpunkt soll dabei auf Europa, insbesondere auf Deutschland, liegen; vergleichende Blicke, etwa in die USA, sollen den Blick auf die europäischen Religionskontroversen jedoch schärfen.

Die Tagung beginnt am 14. Februar um 14 Uhr im Seminarraum des Kollegs am Hügel 1 mit der Begrüßung durch den amtierenden Präsidenten Professor Dr. Jörg Rüpke. Veranstalter der Tagung sind die Erfurter Wissenschaftler Prof. Dr. Winfried Brugger, Prof. Dr. Hans Joas, Prof. Dr. Hans G. Kippenberg und Dr. Astrid Reuter. Zuhörer sind willkommen. (Voranmeldung erwünscht über Telefon: Tel.: 0361 737- 2810 bzw. E-Mail: ursula.birtel-koltes@uni-erfurt.de).

Weitere Informationen/Kontakt:

www2.uni-erfurt.de/maxwe
Prof. Dr. Hans G. Kippenberg
Tel.: 0361-737 2812

Nach oben

Navigation

Werkzeugkiste