Universität Erfurt

Akademische Freiheit im Mittelalter : Pressemitteilung Nr.: 30/2008 - 06.02.2008

Mit einer Vielzahl von Handschriften gibt die Erfurter Bibliotheca Amploniana Einblick in das Studium und die wissenschaftliche Auseinandersetzung einer mittelalterlichen Universität. Über Inhalte und Methoden, über das Bemühen, sich beispielsweise philosophische und theologische Stoffe immer wieder neu anzueignen, geben viele der Handschriften mit deutlichen Gebrauchsspuren beredt Auskunft. Eine Frage, die sich heute mit Blick auf solche Quellen und auf den universitären Alltag des Mittelalters stellt, lautet, wie frei Akademiker der Zeit waren, ihre Gedanken zu äußern, neue Themen zu erschließen und wissenschaftliche Probleme zu diskutieren. Ihr widmet sich die nächste Vorlesung in der Reihe "Bibliotheca Amploniana. Bildungsgeschichte(n)" am Freitag, dem 8. Februar 2008, um 19 Uhr s.t., im Coelicum, Domstraße 10. Es spricht der emeritierte Kirchenhistoriker Prof. Dr. Dr. h.c. Arnold Angenendt aus Münster. Das Thema der Vorlesung lautet: "Akademische Freiheit im Mittelalter". Zu dieser öffentlichen Veranstaltung lädt die Katholisch-Theologische Fakultät herzlich ein.

Arnold Angenendt (geb. 1934) studierte Katholische Theologie und Geschichte. Er wurde 1963 zum Priester geweiht. 1971 promovierte er in Katholischer Theologie mit einer Studie über "Monachi peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters". 1975 schloss sich die Habilitation über das Thema "Kaiserherrschaft und Königstaufe" an. 1975/76 lehrte Angenendt als Visiting Professor of the Pontificial Institute of Toronto. Seit 1976 war er Universitätsprofessor für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte an der Ruhr-Universität in Bochum, dann ab 1981 Professor für Liturgiewissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dort hatte Angenendt von 1983 bis 1999 den Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte inne. Seit 1986/87 ist er Member of the Institute for Advanced Study in Princeton/N.J. Von 1992 bis 1999 wirkte er im interdisziplinären Sonderforschungsbereichs Münster "Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter" mit. 1994 wurde er Sprecher des interdisziplinären Graduiertenkollegs "Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter". 1999 war er Professeur invité á l'Ecole des Hautes en Scienses Sociales in Paris. Seit Januar 2000 ist er Mitglied des interdisziplinären Sonderforschungsbereich 496 Münster: "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertsysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution". Hier ist er Leiter des Projektes A 4 "Liturgie im Mittelalter". Angenendt wurde für sein wissenschaftliches Werk vielfach ausgezeichnet. So ist er seit 1997 Mitglied der Akademie der Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen. 1999 verlieh ihm die Universität Lund/Schweden den theologischen Ehrendoktor.

Angenendt ist vor allem durch die Integration sozial- und mentalitätsgeschichtlicher Methoden und Inhalte in die Kirchengeschichtsforschung bekannt geworden. Aus seinen zahlreichen Publikationen können hier genannt werden: Das Frühmittelalter. Die westliche Christenheit von 400-900 (32001); Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart (21997); Geschichte der Religiosität im Mittelalter (22000); Toleranz und Gewalt. Das Christentum zwischen Bibel und Schwert (2006). Einen Überblick über sein Œuvre gibt der Sammelband: Liturgie im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze zum 70. Geburtstag, hrsg. v. Thomas Flammer u. Daniel Mayer (22005).

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