Mit Fördermitteln in Höhe von rund 371.000 Euro unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den nächsten drei Jahren an der Universität Erfurt ein Forschungsprojekt des Teams um Prof. Dr. Tilmann Betsch, bei dem es um die Frage geht, wie sich die Entscheidungskompetenz bei Menschen entwickelt. Die Wissenschaftler untersuchen dabei Kinder im Alter ab fünf Jahren. Es handelt sich um die zweite Förderphase – von 2013 bis 2017 hatte die DFG schon einmal Mittel in Höhe von rund 221.000 Euro bereitgestellt.
„Demokratische Gesellschaften setzen auf Entscheidungskompetenz ihrer Mitglieder. Um diese zu fördern, bemüht sich beispielsweise das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF um die aktive Einbindung von Kindern in Entscheidungsprozesse“, weiß Prof. Dr. Tilmann Betsch. „In einigen Ländern mündeten diese Bemühungen bereits in staatlich geförderten Programmen zur Entwicklung von Entscheidungskompetenz. In Handreichungen für Erziehungsagenten wird dabei immer wieder betont, dass Interventionen empirisch fundiert und auf den Stand der kognitiven Entwicklung des Kindes zugeschnitten sein müssen. Hier ist nun die Forschung gefordert, denn wir wissen noch immer viel zu wenig darüber, wie Kinder Entscheidungen treffen und durch welche Maßnahmen sie verbessert werden können.“
Im ersten Antragszeitraum hatte das Forscherteam der Uni Erfurt mehr als 2400 Kinder und Erwachsene untersucht und konnte bereits Kompetenzen und systematische Schwächen kindlichen Entscheidens herausarbeiten. Die Untersuchungen zeigten, dass schon Fünf- bis Sechsjährige in der Lage sind, vielfältige Informationen in komplexe Umwelten zu integrieren und dabei Gewichtungen vorzunehmen. Allerdings beginnen Kinder erst im Alter von etwa neun Jahren, Wahrscheinlichkeiten systematisch zu nutzen. „In der zweiten Projektphase untersuchen wir nun Merkmale, die dabei helfen können, dass Kinder ihre Kompetenzen in wahrscheinlichen Entscheidungsumwelten besser entfalten können“, erläutert Professor Betsch. Die Wissenschaftler untersuchen dabei insbesondere die Präsentation der Information, den Grad der Selbstbestimmung bei der Aufgabenbearbeitung und das Format von Ratschlägen. Betsch: „Die gewonnenen Einsichten sollen Impulse zur Gestaltung von Entscheidungsumwelten liefern, in denen Kinder auch bei Entscheidungen mit weitreichenderen Konsequenzen partizipieren.“ Ihre Ergebnisse wollen die Forscher anschließend in internationalen Journalen veröffentlichen.
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Prof. Dr. Tilmann Betsch
tilmann.betsch@uni-erfurt.de