„Inklusion nicht nur theoretisch betrachten, sondern erlebbar machen“ – unter diesem Motto veranstalten Studierende des Studiengangs Sonderpädagogik am 14. Juni ein „Inklusives Sportfestival“ an der Universität Erfurt. Von 14 bis 17 Uhr können Besucher aller Altersgruppen aktuelle Trendsportarten wie Calisthenics einmal aus der inklusiven Perspektive ausprobieren und werden dabei von den Studierenden unterstützt und angeleitet.
Konzipiert, geplant und organisiert wurde die Veranstaltung im Rahmen des Seminars „Trendsportarten inklusiv erleben“, das in diesem Semester erstmals angeboten wurde. Trendsportarten sind Abwandlungen klassischer Sportarten – manche gibt es schon seit Jahrzehnten wie z.B. Beachvolleyball. Beim Festival stellen die Studierenden mit Calistenics, Crossboccia, Tchoukball und Slackline nun aktuelle Sporttrends vor. Wie diese mit Inklusion in Verbindung gesetzt werden? „Für das Festival haben wir die Trendsportarten so modifiziert, dass sie für alle spielbar, umsetzbar und erlebbar sind“, erzählen die Organisatoren. Ein Beispiel: „Beim Crossboccia haben wir die Bälle selbst genäht, mit Kirschkernen gefüllt und mit Haken versehen, damit man sie besser fühlen, greifen und zudem hören kann, weil sie beim Werfen rasseln. Die Teilnehmer können sich beispielsweise die Augen verbinden lassen, um zu erfahren, wie sich Sinne verändern, wenn sie nicht sehen können.“
Unterstützung an den Stationen bekommen die insgesamt neun Studierenden u.a. von Calisthenics-Expertin Monique König und dem Erfurter Tchoukball-Team „SG Urbich“. Um 14 Uhr startet die Veranstaltung mit einer kurzen Begrüßung, bei der gleichzeitig die verschiedenen Stationen vorgestellt werden. „Nach einem gemeinsamen Warm-Up können die Besucher nach Belieben die verschiedenen Trendsportarten ausprobieren“, erklärt Anika, eine der Organisatoren. Neben einer Wohngruppe für geistig Behinderte und einer Gruppe unbegleiteter minderjährigerer Flüchtlinge wurden noch weitere Träger und Sozialverbände aus Erfurt für die Teilnahme angefragt. „Willkommen sind natürlich auch alle, die sich für die Thematik interessieren und mögliche Berührungsängste abbauen wollen.“
Warum die Uni ein inklusives Sportfestival braucht? Die Studierenden sind sich einig: „Überall liest und hört man von den Begriffen Inklusion und Barrierefreiheit. Oft geht es jedoch nur um bauliche Vorgaben. Wir möchten Inklusion erlebbar machen und gleichzeitig den Blick dafür schärfen. Sport eignet sich ideal, um Barrieren zu durchbrechen und sich auf Augenhöhe zu begegnen.“ Geplant ist, die Veranstaltung langfristig zu etablieren und eine Art Leitfaden zur Organisation und Durchführung eines inklusiven Sportfestivals zu erarbeiten. Dabei gibt es nämlich einige Sachen zu beachten, wissen die Organisatoren: „Wichtig war es zunächst, einen geeigneten Ort zu finden. Da haben sich die große Wiese hinter der Uni-Bibliothek und die im April eröffnete Calisthenics-Anlage auf dem Campus angeboten. Zudem mussten wir uns u.a. mit Finanzierungs- und Versicherungsfragen auseinandersetzen. Am Anfang hatten wir noch keine Vorstellung, was organisatorisch hinter dieser Aufgabe steht, für uns war das Neuland. Durch einen entsprechenden Leitfaden können wir es unseren Nachfolgern aber dann leichter machen.“ Auch zum Thema Trendsportarten mussten die Studierenden vor der Planung recherchieren und eine geeignete Auswahl für das Festival treffen: „Wir haben darauf geachtet, dass wir eine gute Mischung aus Kraftübungen und Geschicklichkeitsspielen anbieten können“, erklärt die Studentin Yasmin.
Was sich die Organisatoren für das Sportfestival wünschen? „Wir hoffen, dass viele Leute kommen und freuen uns auf einen schönen Nachmittag mit neuen Erfahrungen und Bekanntschaften. Das Miteinander ist auf vielen Ebenen möglich und der Freizeitbereich stellt dafür eine gute Möglichkeit dar.“