Universität Erfurt

Vortrag „Vom Glauben der Leute. Fragen zur Alltags- und Frömmigkeitsgeschichte“: Pressemitteilung Nr.: 30/2017 - 27.04.2017

Die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. laden alle Interessierten herzlich zum Vortrag „Vom Glauben der Leute. Fragen zur Alltags- und Frömmigkeitsgeschichte“ von Prof. em. Dr. Christel Köhle-Hezinger (Jena) ein. Die Veranstaltung findet am Mittwoch, 3. Mai, um 18.15 Uhr, im Herzog-Ernst-Kabinett der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein statt –im Rahmen der Ausstellung „Im Kampf um die Seelen – Glauben im Thüringen der Frühen Neuzeit“, die noch bis zum 9. Juli im Spiegelsaal auf Schloss Friedenstein zu sehen ist.

Unser historisches Wissen gründet auf Quellen, die sich in Archiven und Bibliotheken finden. Fehlen sie, entstehen falsche Bilder oder Fragen: Fragen nach der im Alltagsleben früherer Zeiten praktizierten Frömmigkeit etwa. Vom Glauben der sogenannten „einfachen Leute“, des ungebildeten „gemeinen Volkes“ wissen wir wenig. Wenn Quellen davon sprechen, dann meist in einer ganz bestimmten Perspektive und Absicht: Es geht, in herrschaftlicher (und männlicher) Blickrichtung, um Kirchlichkeit, die Erfüllung von Sonntagspflicht, Sonntagsruhe gemäß der Zehn Gebote und – bestenfalls, seit dem 18. Jahrhundert zunehmend – um die Verbesserung der Bildung. Die Pfarrvisitationen verlangten und produzierten Berichte, die höheren Ortes Verwendung fanden und meist vorhandene Erwartungen und Bilder spiegelten, kaum aber der „Religion des Volkes“ entsprachen, wie dies etwa der seit dem 18. Jahrhundert sich ausbreitende Pietismus mit Erfolg vermochte. Der Vortrag beleuchtet diese Aspekte im Blick auf die Alltags- und Frömmigkeitsgeschichte.

Christel Köhle-Hezinger studierte Deutsche Volkskunde, Amerikanistik, Germanistik und Landesgeschichte in Tübingen, Bonn und Zürich. Sie wurde 1976 in Tübingen promoviert mit einer Studie zu konfessionellen Vorurteilen und Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten im 19. und 20. Jahrhundert vornehmlich am Beispiel Württembergs. Es folgten Lehrtätigkeiten in Stanford, Tübingen und Stuttgart sowie an diversen Fachhochschulen. Nach verschiedenen, auch freiberuflichen, Tätigkeiten war sie von 1988 bis 1994 wissenschaftliche Angestellte am Ludwig-Uhland-Institut für empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen. Schließlich folgten Professuren in Marburg und Jena, wo sie 1998 zur Gründung des Lehrstuhls für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) an die Friedrich-Schiller-Universität berufen wurde. Christel Köhle-Hezinger ist seit 2011 emeritiert.

Vor dem Vortrag findet um 17 Uhr eine Sonderführung durch die Ausstellung statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für den Freundeskreis wird jedoch gebeten.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Sascha Salatowsky

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