Mit dem Festvortrag „Bruno Hassenstein und sein Atlas von Japan (1885–1887)“ des Geografen und Historikers Andreas Dix werden am Montag, 10. Oktober, die 7. „Gothaer Kartenwochen“ eröffnet. Beginn ist um 18.15 Uhr im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha der Uni Erfurt auf Schloss Friedenstein. Der Eintritt ist frei.
Bruno Hassensteins Atlas von Japan (1885–1887) ist einer der Höhepunkte der kartografischen Produktion der Firma Perthes. Die erhaltenen Entwurfsunterlagen und Kartenentwürfe zeigen eindrucksvoll den immensen Aufwand, der in dieses Atlasprojekt investiert wurde. Es stellt sich unmittelbar die Frage, warum sich Autor und Verlag gerade von einem solchen, auf ein entferntes Land in Ostasien bezogenen Atlas einen Verkaufserfolg erhofften. Der Vortrag geht dieser Frage im Rahmen einer Beziehungsgeschichte zweier Länder nach, die sich in dieser Zeit in vieler Hinsicht als verspätete Nationen und Gesellschaften sahen und sich ihren Platz in der Welt noch suchen mussten. Der Atlas kann als ein wichtiger Bestandteil eines sich wandelnden Japan-Bildes im wilhelminischen Deutschland interpretiert werden, das vor allem von der Bewunderung und dem Erstaunen über den wirtschaftlichen, politischen militärischen Aufstieg Japans zur ersten nichtwestlichen Großmacht nach der Meiji-Restauration ab 1868 geprägt waren. Der Sieg Japans im russisch-japanischen Krieg 1905 löste dementsprechend einen Schock in Europa aus. Es ist zu fragen, wie diese dramatischen Entwicklungen in Japan von den Europäern wahrgenommen und wie sie kommuniziert wurden.
Der Referent des Eröffnungsvortrags, Andreas Dix, ist seit 2006 Inhaber der Professur für Historische Geografie an der Otto-Friedrich Universität in Bamberg. Zuvor war er Assistent am Geografischen Institut der Friedrich-Wilhelm Universität in Bonn. 2004 erhielt er eine Einladung als Guest Research Fellow an die Kokugakuin-University in Tokio. Seine Forschungsinteressen sind breit gespannt und reichen von der Agrar- und Umweltgeschichte, hier speziell historischen Naturrisiken vom 18. bis 20. Jahrhundert, bis hin zu Themen der historischen Konsum- und Nahrungsgeografie. Methodisch ist sein Interesse auf Altkarten und Bildern als Quellen der Historischen Geografie gerichtet. Andreas Dix war zuletzt Mitautor und Mitherausgeber von: Leipzig. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Leipzig (zusammen mit Vera Denzer und Haik Thomas Porada) im Böhlau Verlag, Köln 2015 sowie: Trading Environments (zusammen mit Gordon Winder) bei Routledge, New York 2016.
Im Anschluss an die Eröffnung lädt der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. zu einem kleinen Empfang ein.
Übrigens: Zu den 7. „Gothaer Kartenwochen“ bietet die Forschungsbibliothek Gotha auch öffentliche Führungen durch die Ausstellung „Aus der Werkstatt des Gothaer Kartografen Bruno Hassenstein (1839–1902)“ an. Sie finden vor den Abendvorträgen am 26. Oktober sowie am 2. und 16. November jeweils ab 17 Uhr im Spiegelsaal der Forschungsbibliothek Gotha statt. Der Eintritt ist frei.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Petra Weigel
- +49 361 737-5583
- sammlungperthes.fb@uni-erfurt.de
https://sammlungperthes.wordpress.com/kartenwochen/7-gothaer-kartenwochen