Universität Erfurt

Vortrag über die "Ernestinische Residenzarchitektur": Pressemitteilung Nr.: 80/2016 - 21.07.2016

Im Rahmen der Ausstellung „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ laden die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt und der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. am Mittwoch, 27. Juli, herzlich zu einem öffentlichen Abendvortrag ein. Prof. Dr. Matthias Müller (Universität Mainz) wird um 18.15 Uhr im Herzog-Ernst-Kabinett auf Schloss Friedenstein zum Thema „Ernestinische Residenzarchitektur“ referieren und dabei die herausragende Bedeutung der Ernstiner für den deutschen Schlossbau darstellen.

Zwischen etwa 1470, als Kurfürst Ernst von Sachsen gemeinsam mit seinem Bruder Albrecht oberhalb von Meißen Schloss Albrechtsburg errichteten, und ca. 1530/40, als Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen mit dem Aus- und Neubau von Schloss Hartenfels in Torgau eine der imposantesten Schlossanlagen im damaligen Europa verwirklichte, setzten die Ernestiner mit ihren Schlossbauten Maßstäbe im Alten Reich. Dies gilt für die Architektur wie für die Ausstattung gleichermaßen, wobei die Cranach-Werkstatt als Hoflieferant von adäquaten Bildwerken ebenfalls eine Sonderrolle im damaligen Reich einnahm. Dieses beeindruckende Niveau vormoderner Staatsarchitektur und ihrer bildlichen Ausstattung wurde jäh in Frage gestellt durch das folgenreiche Ereignis der verlorenen Schlacht bei Mühlberg 1547. Durch Kaiser Karl V. der Kurwürde entledigt und zu einfachen Herzögen degradiert, fehlten den Ernestinern nach 1547 sowohl der politische Status als auch die ökonomischen Mittel, um auf dem Gebiet der Architektur weiterhin eine führende Stellung einzunehmen. Beschränkt auf ihr thüringisches Territorium sahen sie sich zudem plötzlich in einer verschärften politischen Konkurrenz mit den aufstrebenden Grafen von Schwarzburg. Hinzu kam die Konkurrenz mit ihren 1547 zu Kurfürsten erhobenen albertinischen Verwandten in Dresden. Diese doppelte Konkurrenzsituation führte vor allem im 17. und 18. Jahrhundert in Gotha und Weimar zu recht aufwendigen Schlossbauprojekten, die ohne die Schlossbauplanungen der Schwarzburger in Thüringen und der Albertiner in Dresden unverständlich bleiben und im Vortrag thematisiert werden sollen.

Prof. Dr. Matthias Müller studierte von 1984 bis 1990 Kunstgeschichte, Christliche Archäologie, Byzantinische Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Literatur in Marburg, Berlin und Hamburg. 1995 erfolgte die Promotion in der Kunstgeschichte an der Universität Marburg mit einer Arbeit über die Marburger Elisabethkirche. In seiner Habilitation beschäftigte er sich mit dem deutschen Schlossbau des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Nach Tätigkeiten als Privatdozent und Vertretung des Lehrstuhls für Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut für Kunstwissenschaften der Universität Greifswald wurde er 2006 Professor für Kunstgeschichte (mit Schwerpunkten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit) am Institut für Kunstgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Der Freundeskreis der Forschungsbibliothek Gotha e.V. lädt anschließend zu einem Empfang ein.

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