Die an der Universität Erfurt neu gegründete Forschergruppe „Dynamik ritueller Praktiken im Judentum in pluralistischen Kontexten von der Antike bis zur Gegenwart“ lädt im Mai zu ihrer Eröffnungstagung ein. Vor dem Hintergrund, dass der Tempel als Ort der Religionsgeschichte bis heute Religionsgemeinschaften wie Gesellschaften beschäftigt, steht sie unter dem Titel “Memories of the Temple / Memories of Ritual”. Den Eröffnungsvortrag hält der international renommierten Judaist Günter Stemberger am Mittwoch, 11. Mai, in der Thüringer Staatskanzlei. Weiter geht es am 12. Mai mit Vorträgen und Diskussionen von Religionshistorikern und Theologen.
Der Tempel in Jerusalem, der im Jahre 70 zerstört wurde, ist als Heiligtum ein bleibendes Thema in Judentum und Christentum. Er war zentraler Kultort Israels, ist Identifikationsort geblieben und hat bis heute politische Bedeutung. Er wird als Gottesberg und als Berührungspunkt von Himmel und Erde betrachtet. Er ist mit Leben und Wirken Jesu verbunden. Nicht zuletzt ist der Tempelberg bis heute ein Ort der Auseinandersetzung im Nahost-Konflikt. Die Tagung wird die historischen theologischen Debatten und gegenwärtige Implikationen nachzeichnen.
Das neue Research Centre wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und in Kooperation von Max-Weber-Kolleg, Theologischem Forschungskolleg und Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt sowie der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar betrieben. Damit hat die Universität Erfurt ein internationales und interdisziplinäres Forum für historische, kulturwissenschaftliche wie theologische Forschungen zum Judentum geschaffen. Es soll der in Deutschland im 19. Jahrhundert entstandenen, aber durch die nationalsozialistische Judenvertreibung und -vernichtung weitgehend abgebrochenen Erforschung jüdischer religiöser Praktiken und daran anknüpfender Diskurse einen Ort bieten, der zentrale Fragen der jüngsten Forschung in einen interdisziplinären Forschungskontext einbettet. Darüber hinaus soll das Research Centre neue Impulse für eine vergleichende wie verflechtungsgeschichtliche Herangehensweise schaffen, indem konsequent nach religiös, intellektuell und kulturell pluralistischen Kontexten und Wechselwirkungen gefragt wird.
Eine Programmübersicht zur Tagung finden Sie unter: www.uni-erfurt.de/fileadmin/public-docs/Max-Weber-Kolleg/6-pdfs/Tagungen/2016-05-11-12-juedische-rituale-eroeffnungskonferenz.pdf.
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Dr. Claudia Bergmann