Im Fachgebiet Romanistik der Universität Erfurt wird am 30. Oktober ein Ehemaligentreffen der besonderen Art stattfinden: Dazu werden etwa 20 Grundschullehrkräfte zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch erwartet, die im September 1995 am damaligen Institut für Romanistik der Pädagogischen Hochschule ihr berufsbegleitendes Studium für Französisch an der Grundschule aufnahmen – die meisten unter ihnen unterrichteten das Fach übrigens damals schon.
Französisch für die Grundschule wurde in Erfurt zunächst als Ergänzungsstudiengang für bereits im Dienst stehende Grundschullehrkräfte angeboten, seit 1998 auch als grundständiger Studiengang im Rahmen der Ausbildung zum Grundschullehramt. Die Universität Erfurt ist damit eine der wenigen deutschen Hochschulen, die Grundschullehrkräfte für diese Sprache ausgebildet hat, die jetzt das Fach in Frankfurt am Main, Dresden, Leipzig und natürlich Erfurt unterrichten.
In Thüringen, wo in den 90er-Jahren ein sprachenoffener Lehrplan – neben Englisch sind auch Französisch, Russisch und Italienisch fester Bestandteil des Fremdsprachunterrichts – propagiert wurde, hat sich Französisch an rund 30 Grundschulen etabliert. Trotzdem gilt Französisch an der Grundschule heute als „exotisches“ Fach. „Viele unserer Studierende berichten, dass sie gar nicht wussten, dass Französisch in der Grundschule überhaupt unterrichtet wird“, sagt Béatrice Giribone-Fritz, Lektorin für Französisch an der Universität Erfurt. Doch bei den Schülern, die Französisch lernen dürften, sei das Fach sehr beliebt. Und auch die Eltern ließen sich davon überzeugen.
„Wir hören von den Schülern und Lehrkräften immer wieder, dass sie das frühe Erlernen der Sprache nicht nur als schön, sondern auch als wichtig für die berufliche Laufbahn empfinden“, so Béatrice Giribone-Fritz weiter. Zudem rate der Europarat jedem Bürger, zwei Fremdsprachen zu lernen, hier spiele Französisch eine bedeutende Rolle, und je früher man damit beginne, desto besser. „Das Fach aus dem Mauerblümchendasein herauszuholen und zu stärken, gehört zu den dringendsten Anliegen unserer Lehrkräfte, Dozenten und Studierenden in der Romanistik.“