Warum der Hohe Rat in Jerusalem auf den Tod Jesu hinwirkte – um dieses Thema geht es bei einer öffentlichen Gastvorlesung von Prof. Dr. Michael Theobald, zu der das Theologische Forschungskolleg der Universität Erfurt am Donnerstag, 15. Januar, um 20 Uhr ins Coelicum, Domstr. 10, einlädt.
Zu den besonders aufregenden Passagen des Neuen Testaments gehören jene Texte, in denen der Prozess gegen Jesus von Nazareth dargestellt wird. Warum erklärte der Hohe Rat Jesus für des Todes schuldig? Weil er sich dazu bekannte, „der Messias“ und „Sohn Gottes“ zu sein? So stellt es Markus, der älteste Evangelist, dar. Prof. Dr. Michael Theobald zieht dies in Zweifel. Bei seiner Gastvorlesung am Theologischen Forschungskolleg geht er der Frage nach den historischen Gründen der Auslieferung Jesu an Pilatus nach und beantwortet sie im Licht der Tora-Bestimmungen zu Falschpropheten neu. Im Hintergrund des Vortrags steht die Erkenntnis, dass die ältesten Passionserzählungen kein Bericht, sondern ein liturgischer Erinnerungstext sind, der das Trauma der schmählichen Hinrichtung Jesu am Kreuz im Licht des Psalters bearbeitet.
Prof. Dr. Michael Theobald ist Neutestamentler an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die neutestamentlichen Passionserzählungen und der Prozess Jesu, das Johannesevangelium sowie die neutestamentliche Briefliteratur. Zuletzt erschienen von ihm als Monografien „Eucharistie als Quelle sozialen Handelns. Eine Spurensuche zur frühkirchlichen Spiritualität“ (BThSt 77 – Neukirchen-Vluyn 2012) und „Jesus, Kirche und das Heil der Anderen“ (SBA 56 – Stuttgart 2013) sowie „Das Evangelium nach Johannes Kapitel 1–12“ (RNT - Regensburg 2009). Theobald ist u.a. Mitglied der Nationalakademie Leopoldina Halle und des Fachkollegiums 107 Theologie der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zusammen mit seinem Bruder Christoph wurde Michael Theobald 2014 mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet.