Universität Erfurt

Lesung anlässlich des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung: Pressemitteilung Nr.: 34/2013 - 08.04.2013

Aus Anlass des 80. Jahrestages der Bücherverbrennung lädt die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt alle Interessierten am Mittwoch, 17. April, zu einer Lesung ein. Beginn ist um 18.15 Uhr im Konferenzzimmer der Forschungsbibliothek auf Schloss Friedenstein, der Eintritt ist frei.

Im Rahmen des Projektes „80. Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai 2013“ der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und des Thüringer Literaturrates e.V. mit freundlicher Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen soll neben zahlreichen Veranstaltungen für Schüler mit einer Reihe von Abendveranstaltungen auch ein aktueller Bezug hergestellt werden. Dabei geht es weder um eine Nivellierung noch die Verharmlosung von NS-Verbrechen, wohl aber um den Hinweis darauf, dass derartige Ereignisse wie die Bücherverbrennung 1933 mit all ihren Konsequenzen kein fernes historisches Ereignis darstellen, dessen man sich heute vage zu erinnern vermag. Mit einem breiten bürgerschaftlichen Engagement soll in ganz Thüringen gezeigt werden, dass gemeinsam an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert wird und der Einsatz für die universellen Menschenrechte und insbesondere die Freiheit des Wortes erfolgt – die heute mehr denn je die Grundlage jedes offenen kulturellen Dialogs ist.

György Dalos liest nun anlässlich des 80. Gedenktages der Bücherverbrennung und des ungarischen Holocaust-Gedenktages aus seinem aktuellen Roman „Der Fall des Ökonomen“.  Der ungarische Schriftsteller, Publizist und Historiker, der heute in Berlin lebt, wurde 1943 in Budapest geboren, studierte Geschichte und war anschließend als Museologe in Budapest tätig, bevor er 1968 wegen sogenannter „maoistischer Umtriebe“ zu einer siebenmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurden. Das Berufsverbot bedeutete, dass er in Ungarn nicht mehr publizieren durfte, so dass er nur als Übersetzer arbeiten konnte. 1977 war er an der Gründung der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn beteiligt. Mitte der 1980er-Jahre wurde er Mitarbeiter der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen. 1995 bis 1999 leitete er das „Haus Ungarn“ in Berlin, wo er heute als freier Schriftsteller lebt. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Unter anderem erhielt er 1995 den Adalbert-von-Chamisso-Preis und 2010 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

Sein Roman „Der Fall des Ökonomen“, aus dem Dalos in Gotha liest, erschien im vergangenen Jahr im Berliner Rotbuch Verlag. Er versetzt uns ins Budapest des Jahres 2000 zurück: Für Gábor Kolozs stellt sich die Existenzfrage. Dabei hatte alles so hoffnungsfroh begonnen, damals, Anfang der 60er-Jahre als Wirtschaftsstipendiat in Moskau. Doch die Arbeit an einer ungarischen Reform 1968 bringt nicht die ersehnte Befreiung vom Elternhaus, eine stürmische Ehe scheitert, schließlich wird Kolozs als Dissident diffamiert. 1989 beschert ihm die Wende zumindest beruflichen Erfolg, der aber wieder nicht von Dauer ist. Jetzt, am Grab jenes Holocaust-Überlebenden, der sein Vater war, kalkuliert der mittellose Ökonom: Um sich zu finanzieren, muss er den Tod des Vaters verschweigen – und an seiner statt die monatliche Wiedergutmachung einstreichen. Der Schwindel droht aufzufliegen, als die Presse den 100. Geburtstag des „letzten Überlebenden“ am 23. Dezember 2006 feiern möchte…

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