„Keine Stadt macht so hochmütig als Königsberg, keine Stadt macht so demütig als Rom“ – kaum ein Zitat bringt die Haltung des Geschichtsschreibers Ferdinand Gregorovius zu seinem Gegenstand deutlicher zum Ausdruck als dieses. Als ostpreußischer Protestant, der in Königsberg studierte, ging Gregorovius nach dem Scheitern der Revolution von 1848 ins Exil nach Rom. Den reichen Schriftverkehr, den er von dort aus mit seinem Netzwerk aus Kollegen und Freunden in der akademischen Heimat führte, hat Dominik Fugger, Leiter der Nachwuchsforschergruppe „Religiöse Rituale in Historischer Perspektive“ im Universitären Schwerpunkt Religion und Junior Fellow am Max-Weber-Kolleg der Universität Erfurt, nun erstmals in einem Band veröffentlicht. Am Samstag, 12. Oktober, stellt er das Buch „Ferdinand Gregorovius. Briefe nach Königsberg 1852–1891“ auf der Frankfurter Buchmesse vor.
Rund 100, im Wesentlichen bisher unedierte Briefe des Gelehrten Gregorovius haben Dominik Fugger und Mitherausgeberin Nina Schlüter dafür zusammengetragen und in einem Briefband zusammengefasst. „Das Besondere an Gregorovius ist, dass sein Schaffen als Privatgelehrter ohne institutionelle Einbindung und ohne personelle Ausstattung ganz andere Perspektiven auf die Wissenschaftsgeschichte eröffnet“, sagt Dominik Fugger. „Mit Stipendien und Einnahmen aus seinen Arbeiten finanzierte er sich seine Forschung und seine Reisen an Orte des historischen Geschehens. Im Angesicht der steinernen Zeugen und nach Erschließung der archivalischen Quellen schuf er vor Ort sein achtbändiges Hauptwerk, die Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter.“ Die gesammelten Briefe des Historikers sollen nun aber nicht nur Einblicke in die Zeitumstände und die Wissensproduktion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geben: „Viele Briefe zeugen davon, wie der ostpreußische Protestant das katholische Rom erlebte. Es geht um ein Leben im Exil, das sich in seinen Gedanken widerspiegelt. Und es geht um Bilder: Selbstbilder, Bilder von Rom, Bilder vom Katholizismus“.
Das im Verlag C.H. Beck erschienene Buch ist der erste Teil eines Forschungsprojekts zu Ferdinand Gregorovius, das vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit bislang rund 100.000 Euro unterstützt worden ist. In einem zweiten Teilprojekt arbeitet Dominik Fugger gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Karsten Lorek das publizistische Schaffen des liberalen Intellektuellen in der Revolutionszeit 1848 bis 1850 auf.
Übrigens: Auf der Frankfurter Buchmesse 2013 wird außerdem der Band „Verkehrte Welten?“ vorgestellt, den Dominik Fugger mit seiner Nachwuchsforschergruppe „Religiöse Rituale in historischer Perspektive“ erarbeitet hat und der soeben als Beiheft 60 der Historischen Zeitschrift erschienen ist.
Weitere Informationen / Kontakt:
Dr. Dominik Fugger
- +49(0)361/737-1681
- dominik.fugger@uni-erfurt.de