Der katholische Theologe und Kirchenhistoriker Prof. Dr. Josef Pilvousek beendet mit diesem Semester seine Tätigkeit an der Universität Erfurt. „Ein wissenschaftlich renommierter wie persönlich beliebter Kollege geht in den Ruhestand“, kommentiert der Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Michael Gabel, den Abschied. Über Jahrzehnte habe Pilvousek, dessen Fachgebiet die Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit ist, die Fakultät mitgeprägt.
Der gebürtige Eichsfelder, der 1988 durch die römische Pontificia Universita Gregoriana promoviert wurde, lehrte bereits am Erfurter Philosophisch-Theologischen Studium, der einzigen Ausbildungsstätte für katholische Theologen in der DDR. 1994 wurde er zum Professor berufen. Er gestaltete die Integration des „Studiums“ in die Universität Erfurt mit und trug wesentlich zum Profil der heutigen Katholisch-Theolo¬gischen Fakultät bei. Dekan Gabel nennt hier insbesondere den Aufbau und die Leitung der Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte, die sich mit der Katholizismusforschung und vor allem der Erforschung der katholischen Kirche in der SBZ/DDR befasst.
Pilvousek, der zahlreiche Abschlussarbeiten, Promotionen und Habilitationen begleitete, hat selbst vielfältig über entsprechende Fragen geforscht und publiziert. Die Forschungsstelle ist heute eine anerkannte Institution, wenn es um die katholische Kirchengeschichte in der DDR geht. Daneben engagierte sich Pilvousek über viele Jahre für die „Bibliotheca Amploniana“ und trug zu ihrer Erforschung bei. Er ist ein gefragter Gesprächspartner auf dem Gebiet der Reformationsgeschichte. Seine Forschungsinteressen spiegeln sich auch in der Festschrift „Kirchliches Leben im Wandel der Zeiten“ wider, die ihm Freunde und Kollegen zum 65. Geburtstag überreicht haben (Hg. v. Sebastian Holzbrecher/Torsten W. Müller. Würzburg 2013). Als Herausgeber der Buchreihen der Fakultät begleitete er zahllose Einzelbände. Er hat zudem dazu beitragen, dass die Katholisch-Theologische Fakultät seit 2005 über eine eigene Zeitschrift, die „Theologie der Gegenwart“, verfügt.
Ein besonderes Anliegen war dem Kirchenhistoriker die Kooperation der Theologie mit anderen Fakultäten der Universität. Drei Jahre lang war er kooptiertes Mitglied des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt und gehörte zu den Mitbegründern des Interdisziplinären Forums Religion. Darüber hinaus bot Pilvousek Lehrveranstaltungen im Studium Fundamentale an, nicht zuletzt weil ihn die Methoden und Fragestellungen anderer Fächer sowie die Zusammenarbeit mit Studierenden aus verschiedenen Fakultäten begeisterten. „Mit Josef Pilvousek verlässt uns nicht nur ein angesehener Forscher, sondern auch ein beliebter akademischer Lehrer“, sagt Dekan Prof. Dr. Michael Gabel. Pilvousek, der auch in Zukunft in vielen nationalen und internationalen Gremien und Vereinigungen mitarbeiten wird, leitet weiter die Forschungsstelle für kirchliche Zeitgeschichte. Als interessierter und anregender Gesprächspartner wird er also dem Kollegium wie den Studierenden erhalten bleiben.
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Prof. Dr. Michael Gabel