„Ein überschriebenes Wissensarchiv? Bilder indischer Staatlichkeit im frühneuzeitlichen Diskurs“ ist der Titel eines Vortrags, zu dem das Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt am kommenden Montag, 14. Januar, in den Seminarraum im Pagenhaus auf Schloss Friedenstein einlädt. Referentin ist Privatdozentin Dr. Antje Flüchter von der Universität Heidelberg. Beginn ist um 18.15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Das deutsche Indienbild ist von großen Narrativen des 19. Jahrhunderts geprägt, der Romantik und dem Utilitarismus. Sie haben das ältere, frühneuzeitliche Wissen über Indien überschrieben. Antje Flüchters Vortrag legt die vergessene Vielfalt des vormodernen Wissens zu Indien wieder frei. Dafür werden anhand von Reiseberichten die Vielfalt der Indienbilder in der deutschsprachigen Literatur des 16. und 17. Jahrhundert behandelt und deren graduelle Transformation in der Wissensliteratur des 17. und 18. Jahrhunderts verfolgt. Die bisherige Forschung hat sich vor allem auf ethnografische Aspekte der Reiseliteratur konzentriert. Da sich diese Perspektive besonders eignet, um Alterität zu konstruieren, wurde durch diese Schwerpunktsetzung eine frühneuzeitliche Fremdheit Indiens überbetont. Stattdessen wird in diesem Vortrag die ethnografische Perspektive mit Narrativen von Interaktion kontrastiert. Dies geschieht im Vortrag nun anhand von zwei Beispielen: der diplomatischen Grußpraktiken an indischen Höfen im 16. und 17. Jahrhundert und der Wahrnehmung von Frauen der indischen Mogulfamilie.
Antje Flüchter, derzeit Vertretungsprofessorin an der Universität Heidelberg, hat Geschichte, Geografie, Politikwissenschaft und Volkskunde in Freiburg/Br. und Köln studiert und wurde 2002 in Münster über das Thema „Der Zölibat zwischen Norm und Devianz. Kirchenpolitik und Gemeindealltag in Jülich und Berg im 16. und 17. Jahrhundert“ promoviert. Im vergangenen Jahr hat sie sich mit einer Arbeit zum Thema „Die Vielfalt der Bilder und die eine Wahrheit. Die Staatlichkeit Indiens in der deutschsprachigen Wahrnehmung (1500–1700)“ habilitiert.
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Kristina Petri
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