Hochkarätige Gäste aus aller Welt erwartet das Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt erneut im Rahmen seines Frühjahrsprogramms 2012 auf Schloss Friedenstein. Die Themen liefern dabei einen repräsentativen Querschnitt der inhaltlichen und methodischen Arbeit des Forschungszentrums.
So treffen sich am 27. und 28. April Wikipedia- und Wikimedia-Fachleute, Programmierer und Forscher zu einem internationalen Workshop, um gemeinsam zu überlegen, wie eine freie bibliografisch-archivalische Datenbank organisiert und technisch umgesetzt werden kann. Hier stehen unter anderem folgende Fragen auf dem Plan: Welches Potenzial liegt in einem solchen Projekt für die digitalen Geisteswissenschaften? Was muss eine solche Datenbank leisten und wie sieht eine benutzerorientierte Datenbank aus?
Um transnationale Gelehrtennetzwerke in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird es dann am Montag, 21. Mai, in dem Vortrag von Thomas Biskup gehen. Weithin bekannt ist der an der University of Hull lehrende Historiker durch seine Forschung zu Friedrich dem Großen und als Herausgeber von Büchern zum kulturellen Erbe der Monarchie oder zum Image und der Selbstvermarktung der Stadt Berlin seit dem frühen 18. Jahrhundert.
Als Höhepunkt des Frühjahrsprogramms darf indes der Besuch von Anthony Grafton aus Princeton gelten, einem der herausragendsten Ideenhistoriker weltweit. Für eine Woche wird der letztjährige Präsident der American Historical Association, Balzan-Preisträger und Pour le Mérite-Ordenträger in Gotha weilen und in der Bibliothek forschen. Grafton ist auch hierzulande vielen bekannt. Zahlreiche seiner kurzweiligen Bücher wurden ins Deutsche übersetzt, darunter die „tragischen Ursprünge der deutschen Fußnote“, „Cardanos Kosmos“ oder „Fälscher und Kritiker“. Außerdem schreibt er im „New Yorker“ und „The New York Review of Books“ für ein breites Publikum. 2010 faszinierte er zusammen mit Daniel Rosenberg mit „Cartographies of Time. A History of the Timeline“ unzählige Leser. Seine 2011 erschienene Aufsatzsammlung „Worlds Made by Words“ wird von der amerikanischen Kritik euphorisch gelobt und von der deutschen als „Liebeserklärung an die Bibliothek“ bezeichnet. Er wird am 2. Juli einen Vortrag unter dem Titel: „The Jewish Pandects. The story of how the Talmud came to be seen as a Counterpart to the Digest of the Roman Law” halten.
Besonders groß ist die Freude, dass der Historiker Bernd Roeck von der Universität Zürich am 9. Juli den Abschlussvortrag des Gothaer Frühjahrsprogramms hält: „Die Renaissance und der Aufstieg des Westens. Überlegungen zu einem großen Thema“. Das Publikum darf sich hier auf einen mitreißenden Referenten freuen, denn Roeck ist jemand, der Geschichte und Kunstgeschichte auf so wunderbare Weise erzählt, dass sich die FAZ seinerzeit in ihrer Ausgabe vom 11. März 2010 zu der Vermutung hinreißen ließ, dass er beim Schreiben „mit zwinkerndem Auge am Schreibtisch saß“.
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