Zu einem Vortrag über Wissen in „Anderswelten“ des Mittelalters und der Frühen Neuzeit lädt das Forschungszentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt am Mittwoch, 14. März, alle Interessierten im Rahmen seines Stipendiatenkolloquiums herzlich ein. Referent ist Dr. des. Tilo Renz. Beginn ist um 16.15 Uhr auf Schloss Friedenstein im Seminarraum des Forschungszentrums (im Pagenhaus). Der Eintritt ist frei.
Beschreibungen von anderen Welten, die „Normalsterblichen“ nur in Ausnahmefällen zugänglich sind, faszinieren seit eh und je die Menschheit. Im Mittelalter schildern beispielsweise die Reisenden Brandan und Jehan de Mandeville solche Orte, und sie werden auch in Bearbeitungen der ursprünglich antiken Erzählungen über Alexander den Großen beschrieben. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert lösen die klassischen Utopien des Thomas Morus, Tommaso Campanella, Francis Bacon und Johann Valentin Andreae die mittelalterlichen alternativen Welten ab. Für Tilo Renz sind solche Anderswelt-Darstellungen aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit besonders im Hinblick auf ihren Wissensgehalt interessant: Wie wurde zeitgenössisches Wissen in solchen Texten und durch sie hergestellt, ausgetauscht und weitergegeben? Wie wandeln sich die Wissensdarstellungen vom 12. bis zum 17. Jahrhundert und welche Kontinuitäten gibt es? Dabei möchte er nicht von einem Epochenbruch sprechen, vielmehr geht es ihm um eine differenzierte Beschreibung des Veränderungsprozesses.
Dr. des. Tilo Renz ist akademischer Mitarbeiter am Institut für Literaturwissenschaft des Karlsruher Instituts für Technologie. Seine Dissertation „Um Leib und Leben. Das Wissen von Geschlecht, Körper und Recht im Nibelungenlied“ erscheint im Sommer 2012 im Verlag de Gruyter. Im Herbst 2011 war er als Herzog-Ernst-Stipendiat in Gotha und stellt nun im Rahmen des Stipendiatenkolloquiums sein Forschungsprojekt vor.
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Stefanie Kießling