Universität Erfurt

Beinahe vergessene Texte im Blick der Wissenschaft: Pressemitteilung Nr.: 30/2011 - 14.02.2011

„Apologie, Rettung und Vindicatio. Zu einer beinahe vergessenen Gattung der Frühen Neuzeit.“ so lautet der Titel eines Workshops, zu dem das Forschungs-zentrum Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt zusammen mit der Graduiertenschule „Religion in Modernisierungs-prozessen“ am 24. und 25. Februar auf Schloss Friedenstein einlädt.

Auf dem Programm stehen Vorträge und Diskussionen zu einer Gruppe von Texten, in denen Personen verteidigt oder gerettet werden. Die Bandbreite reicht dabei von Lobgesängen über einzelne Liedzeilen im protestantischen Gesangbuch bis hin zur Schutzschrift oder zu Texten zur Verteidigung des Christentums. Die Textsorte wird nämlich sowohl von orthodoxer wie auch heterodoxer Seite für ihre jeweiligen Zwecke vereinnahmt. Zum einen wird hier versucht, traditionelles Gedankengut in der Person, die es äußert, zu verteidigen, andererseits werden die Träger von progressiven Ideen - zu ihrer Zeit noch als Ketzer verdammt - in Schutz genommen und ihre Fortschrittlichkeit und ihr Mut zu Erneuerung gepriesen. Dass diese Schriften nicht rein historisch zu betrachten sind, sondern immer mit in das zeitgenössische Tagesgeschehen hineinwirken, macht die Texte zu einer außergewöhnlichen Quellenbasis, bietet sie doch Einblicke in den Kern von Streitigkeiten, die für uns heute sonst nur schwer nachzuvollziehen sind. Mithilfe der Texte kann so nicht nur ein deutlicheres Bild der frühneuzeitlichen Universität gezeichnet werden, auch die Grenzbereiche zwischen Orthodoxie und Heterodoxie können schärfer konturiert werden. Ziel des Workshops in Gotha ist es nun, aus diesem Textkorpus gattungskonstituierende Merkmale herauszudestillieren, die für eine weitere Beschreibung der Textgattung fruchtbar gemacht werden können. Eine Gattungsgeschichte dieser Texte eröffnet eine Möglichkeit, weitere Fragestellungen zu entwickeln. Mit dem Workshop soll ein erster Schritt dorthin unternommen werden.

Details zum Programm

Weitere Informationen / Kontakt:

Prof. Dr. Martin Mulsow

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