Universität Erfurt

Podiumsdiskussion zum Abschluss der Ringvorlesung: Pressemitteilung Nr.: 26/2011 - 01.02.2011

Mit einer Podiumsdiskussion endet am kommenden Dienstag, 8. Februar, die von Fachhochschule und Universität Erfurt gemeinsam organisierte Ringvorlesung „Erfurter Gesellschaftsbilder“ im Wintersemester 2010/11. Thema der wie immer öffentlichen Veranstaltung wird „Der Erfurter Wende-Herbst“ sein. Beginn ist um 18 Uhr im Haus Dacheröden. Der Eintritt ist frei.

Auf dem Podium wird an diesem Abend neben Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein auch Hildigund Neubert sitzen, seit 2003 Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Die Musikerin und Mutter von vier Kindern gehörte in der DDR oppositionellen Kreisen an und engagierte sich im Friedenskreis der Evangelischen Studentengemeinde Weimar sowie im sogenannten Konziliaren Prozess. Während der politischen Wende gehörte Neubert zu den Gründern des Demokratischen Aufbruchs, aus dem sie sich jedoch später wieder zurückzog. 1996 trat sie der CDU bei. Von 1997 bis 2003 war sie Mitarbeiterin des Bürgerbüro e.V. zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur.

Mit dabei ist auch Dr. Ing. habil. Anselm Räder, Präsident der 1987 als Interessengemeinschaft „Alte Universität Erfurt“ gegründeten Universitätsgesellschaft Erfurt, die zu den Bürgerbewegungen der späten DDR-Zeit gehörte. Als eine der wenigen ihrer Art konnte sie nach der friedlichen Revolution 1989 ihr Hauptziel erreichen: die Wiedergründung der Universität Erfurt 1994. Heute unterstützt sie  als Fördergesellschaft die Universität und pflegt deren reiche Tradition.

Matthias Sengewald wird bei der letzten Veranstaltung der Ringvorlesung 2010/11 von seinen Erlebnissen bei den Kommunalwahlen im Mai 1989 berichten können. In vielen Orten kontrollieren damals unabhängig voneinander kritische Bürger erstmals den Ablauf und das Wahlergebnis. Sie wollen die vermutete Wahlfälschung nachweisen. In Erfurt kam Sengewald kurz vor der Schließung ins Wahlbüro, stimmt mit „Nein“ und blieb einfach da. Er, der damals als Diakon in Erfurt arbeitete, erinnert sich: „In ungefähr einem Viertel der Erfurter Wahllokale sind Leute bei den Auszählungen dabei gewesen. Noch am selben Abend haben wir uns getroffen und unsere Erfahrungen ausgetauscht und einfach nur gezählt. Und wenn ich mich jetzt nicht irre, war es so, dass wir auf 620 Nein-Stimmen kamen. Am nächsten Tag stand im 'Neuen Deutschland', dass es in den Erfurter Wahllokalen insgesamt 413 Nein-Stimmen gegeben habe. Also plumper ging's nicht mehr, es war offensichtlich: Diese Wahl ist einfach gefälscht“.

Die Podiumsdiskussion verspricht zum Abschluss der Ringvorlesung noch einmal spannende Erinnerungen und Einblicke in das Erfurt zur Zeit der „Wende“. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.

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