Universität Erfurt

Infrastrukturen für die Forschung fördern – Stellungnahme zu den Empfehlungen des Wissenschaftsrates: Pressemitteilung Nr.: 176/2011 - 21.12.2011

„Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften“ waren Anfang Dezember in Bonn Thema einer Tagung des Wissenschaftsrates und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Dass dieses Thema sehr aktuell ist, zeigte die hohe Beteiligung: Zahlreiche Vertreter aus Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Fachgesellschaften sowie aus Bund und Ländern waren gekommen, um sich über den Stand der Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu informieren und die Möglichkeiten ihrer Förderung zu diskutieren. Mit dabei waren auch Vertreter der Universität Erfurt. Gemeinsam vereinbarten die Teilnehmer weitere Schritte für den Ausbau von Forschungsinfrastrukturen und folgten damit einer Empfehlung des Wissenschaftsrates, die jedoch – noch darüber hinaus – ein nationales Förderprogramm für Infrastrukturprojekte in den deutschen Geistes- und Sozialwissenschaften fordert.

Forschungsinfrastrukturen in den genannten Fachbereichen sind zum einen wissenschaftliche Sammlungen, Archive und Bibliotheken, zum anderen Datensammlungen und Datenbanken, schließlich aber auch soziale Infrastrukturen – also Zentren für den wissenschaftlichen Austausch und die Entwicklung neuer Forschungsfragen wie Forschungskollegs oder Centres for Advanced Study. „Die Universität Erfurt verfügt über Infrastrukturen in allen genannten Bereichen, und wir sind an deren Aufbau und strategischer Weiterentwicklung in besonderer Weise interessiert“, kommentiert der Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Dr. Patrick Rössler, diese Initiative.

Beispielsweise ist die von der DFG als „herausragend“ ausgezeichnete Forschungsbibliothek Gotha durch das angegliederte Forschungszentrum eng mit der Universität Erfurt verbunden. Unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Mulsow hat das Forschungszentrum mit seinem Stipendienprogramm (finanziert von der Fritz-Thyssen-Stiftung), der Organisation von Tagungen, Vortragsreihen und Ausstellungen sowie der Beantragung von Drittmittelprojekten viel dazu beigetragen, die Sammlungen der Bibliothek in den wissenschaftlichen Communities bekannt zu machen und auf deren dauerhafte Nutzung hinzuwirken. Auf den Funktionszusammenhang von Universität und Informationsinfrastruktur verweist auch der Wissenschaftsrat und spricht sich klar dafür aus, Sammlungen, Bibliotheken und andere Infrastruktureinheiten auch zukünftig an den Hochschulen zu belassen.

Soziale Infrastrukturen wie Forschungskollegs und Centres for Advanced Study als feste Orte des wissenschaftlichen Austausches sind für den Wissenschaftsrat ebenfalls von besonderer Bedeutung. Die Universität Erfurt begrüßt es deshalb außerordentlich, dass die DFG in Bonn ein klares Bekenntnis zur weiteren Förderung von Kolleg-Forschergruppen abgegeben hat. Hiervon gibt es bislang acht in Deutschland, eine davon am Max-Weber-Kolleg. Wie sich weiterhin zeigte, kann das Max-Weber-Kolleg mit seiner institutionellen Einheit aus Centre for Advanced Study und dauerhaftem Graduiertenkolleg Modellcharakter für soziale Infrastrukturen beanspruchen. Im Vergleich etwa zu größeren Advanced-Study-Einrichtungen ist das Max-Weber-Kolleg trotz seines festen Grundetats weit weniger kostenaufwendig, und es schafft dank seines profilierten Forschungsprogramms und seiner Drittmittelaktivitäten sehr produktive Arbeitsbeziehungen, die in die Universität hinwirken.

Das zentrale Problem in der Förderung und im Ausbau von Infrastruktur-Einrichtungen besteht jedoch zweifelsohne in deren nachhaltiger Finanzierung. Ohne verlässliche Grundetats können diese Einrichtungen ihre Aufgaben nicht erfüllen, lautet eine Kernaussage der Tagung. Da das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die DFG nur projektgebunden fördern können, sind die Länder hier weiterhin in besonderer Weise gefordert, um die prestigeträchtigen Forschungszentren zu erhalten und auszubauen.

Weitere Informationen / Kontakt:

Prof. Dr. Patrick Rössler

Navigation

Werkzeugkiste