„Erfurt 76“ ist der Titel einer Revue, zu der Studierende und Dozenten der Universität in der kommenden Woche erstmals einladen. Das Stück ist eine Auseinandersetzung mit der Verfolgung Andersdenkender in der DDR. Die Premiere findet am Freitag, 21. Januar, um 20 Uhr im Audimax der Universität statt. Nächste Aufführung ist am Samstag, 22. Januar, ebenfalls um 20 Uhr im Audimax. Der Eintritt ist frei.
Das Fachgebiet Kunst der Uni Erfurt hat 2009 als Gedenkjahr für 20 Jahre Mauerfall mit einem Praxisprojekt über das Thema „Gedächtnis“ begleitet. Unter anderem hielt damals auch die Erfurter Künstlerin Gabriele Stötzer einen Vortrag. Sie war nicht nur eine Aktivistin in der Gruppe der DDR- Dissidenten und maßgeblich an der Erstürmung der Stasi-Zentrale in Erfurt am 4. Dezember 1989 beteiligt, sondern war in den 70er-Jahren auch Studentin für Kunst und Germanistik an der Pädagogischen Hochschule und studierte an jenem Ort, an dem heute die Uni residiert. Angeregt durch ihr Werk „grenzenlos fremd gehen“ entwickelte Prof. Dagmar Demming vom Fachbereich Kunst der Universität Erfurt eine Textcollage aus unterschiedlichen historischen Quellen, die Stötzers Geschichte an der Pädagogischen Hochschule nachzeichnet. Als Partner für dieses Projekt konnten die Musiker Frieder W. Bergner und Silke Gonska gewonnen werden. Die von Bergner geschriebenen Lieder, die Kompositionen und musikalischen Collagen aus dem Liedgut der DDR ließen so die Revue „Erfurt 76“ entstehen. Als eine Veranstaltung im „Studium Fundamentale“ erarbeiteten Bergner, Demming und Gonska das Stück schließlich ab dem Sommersemester 2010 mit einer Gruppe von 40 Studierenden. Um Figuren aus der Vergangenheit darstellen zu können, bedurfte es jedoch erst einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Geschichte und Lebenssituation in der DDR. Die Studierenden befragten Zeitzeugen, recherchierten in Archiven und Bibliotheken, sahen sich Filme und Dokumentationen an, aber beschäftigen sich auch mit Fragen des Theatralischen: Was ist eine Revue? Was ist auf einer Bühne wirkungsvoll? Welche Bedeutung haben Licht, Dramaturgie, Ton, Requisite? Noch im Sommersemester begann die Theaterarbeit. Ein Casting und die persönliche Neigung entschieden schließlich, wer auf der Bühne und wer hinter der Bühne agieren soll. Rollen wurden besetzt, Bühnenbilder entworfen, Video-Sequenzen gedreht, Marketingkonzepte diskutiert. Die Studierenden aus unterschiedlichen Fachbereichen erarbeiteten dann mit Silke Gonska die Solo-Rollen, lernten, ihrer Stimme Ausdruck zu verleihen und sich in die Rollen einzufühlen. Frieder W. Bergner übte mit den 15 Studierenden, die als Gruppe auf der Bühne agieren, Rhythmen und Chorgesänge. Der Backstage-Bereich wurde indes von Dagmar Demming koordiniert und begleitet. Im Wintersemester 2010/11 begannen dann die Proben auf der großen Bühne im Audimax der Universität, die ja auch ein Originalschauplatz des Stücks ist. Bergner, Demming und Gonska führten gemeinsam mit Studentin Alina Beck Regie, aber auch viele gute Ideen der Darstellerinnen selbst wurden in das Stück aufgenommen. Unterstützt wurde die Revue von der Universität Erfurt und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Dagmar Demming: „Mich haben vor allem die Konzentration, die Kreativität und das große Engagement beeindruckt, mit dem die Teilnehmer an das Projekt gegangen sind. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen - ein multimediales Bühnenstück in dem Musik, Theater und Video zu einer Gesamtperformance verschmelzen“.
Weitere Informationen / Kontakt:
Prof. Dagmar Demming
- +49(0)361/737-2161
- dagmar.demming@uni-erfurt.de