Universität Erfurt

Erfurt - Die älteste Universität Deutschlands? : Pressemitteilung Nr.: 20/2010 - 22.01.2010

Ist die Uni Erfurt die älteste Universität in Deutschland? Dieser Frage geht ein Vortrag von Dr. Robert Gramsch, Historiker an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, nach, zu dem die Universität Erfurt gemeinsam mit dem  „Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt“ am Donnerstag, 4. Februar, einlädt. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr im Hörsaal 4 auf dem Uni-Campus an der Nordhäuser Straße und trägt den Titel: „Erfurt - Die Älteste Universität Deutschlands? Neue Forschungen zum  Privileg von 1379“.

Mit dem ersten päpstlichen Gründungsprivileg von 1379 darf sich Erfurt durchaus mit einigem Recht als älteste Alma Mater der Bundesrepublik fühlen. Allerdings nahm sie ihren Lehrbetrieb erst 1392 nach erneuter Privilegierung 1389 auf - und damit nach den Städten Heidelberg und Köln. Der Historiker Dr. Robert Gramsch erläutert in seinem Vortrag, wie es dazu kam und stellt die Frage, was dies heute für die Universität bedeuten kann. Mit Spannung kann man also den Argumenten des Jenaer Experten entgegensehen, dürfte diese Frage doch weit über die Fachwelt hinaus für Aufmerksamkeit sorgen.

Zum Vortrag:
Mehr als zwei Jahrhunderte nachdem die europäische Universitätsgeschichte in Paris und Bologna ihren Anfang genommen hatte, öffneten die ersten deutschen Hochschulen ihre Pforten für die Studenten: 1386 Heidelberg, 1389 Köln, 1392 Erfurt. Ein hektischer Wettlauf, so als wäre es schon damals um den Titel einer „Exzellenzuniversität“ gegangen. Und ausgerechnet Heidelberg, die wenig urbane Residenz der Pfalzgrafen bei Rhein, zog an den mittelalterlichen „Großstädten“ Köln und Erfurt vorbei. Doch war Heidelberg damit wirklich die „Wiege der deutschen Wissenschaft“?

Die Ursprünge der Erfurter Hochschule reichen sehr weit zurück. „Es gibt dort wohl 1000 Studenten“ schreibt ein anonymer Dichter, etwas übertreibend, schon um 1280 über Erfurt. Bis 1360 blühten hier mehrere geistliche Schulen mit fast universitärem Niveau. Dann kam Kaiser Karl IV. und warb die Erfurter Magister an seine neue, bis dahin eher unbedeutende Universität Prag ab.  Und schließlich 1379: das Jahr, an dem die Erfurter – sieben Jahre vor Heidelberg – von Papst Clemens VII. ein Privileg zur Gründung einer Universität in ihrer Stadt erhielten. Doch der Start der neuen Hochschule verzögerte sich…

Der Vortrag beleuchtet die Vor- und Frühgeschichte der Erfurter Universität und widmet sich dabei der Frage, warum es hier Ende des 14. Jahrhunderts überhaupt zu einer derartigen Gründung kam und was die Gründe für jene lange Verzögerung waren, die Erfurt um den „offiziellen“ Ruhm gebracht hat, „älteste deutsche Hochschule“ zu sein. Dabei werden neue, bisher unberücksichtigte Quellendokumente eine zentrale Rolle spielen, die zeigen, welche Personen das Gründungsprojekt forciert haben und was die tieferen Gründe für diese Aktivitäten waren – Gründe, die eher macht- als bildungspolitischer Natur waren (ein Umstand, der auch für die anderen Universitätsgründungen jener Zeit gilt).

Geht man danach, wann sich der erste Student in die Matrikel einer Hochschule einschrieb, wird man wohl weiterhin Erfurt nur den dritten Platz im Wettlauf um die älteste Universität Deutschlands zubilligen können. Geht man freilich danach, wo in Deutschland erstmalig die Idee zur Gründung einer Universität aufkam und wer die älteste Gründungs- und damit  „Geburtsurkunde“ besitzt, so wird man Erfurt den Ruhm, zuerst dagewesen zu sein, nicht absprechen können. Und dies umso mehr, als Erfurt für junge Menschen aus weiten Teilen Deutschlands schon im späten 13. und im 14. Jahrhundert Ziel der „peregrinatio academica“, der „akademischen Pilgerfahrt“ an die Quellen des Wissens, gewesen ist.

Weitere Informationen / Kontakt:

Dr. Robert Gramsch

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